Januar 2003:
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Eine "stürmische Woche" in Hessen

Aktionswoche der BüSo-Jugend in Hessen

Der europäische Zweig der LaRouche-Jugend, die BüSo-Jugend, eröffnete das Jahr mit einer Aktionswoche in Hessen. Neben politischen Aktivitäten standen zahlreiche Vorträge und intensive Diskussionen auf dem Programm.



In den Vereinigten Staaten nimmt die LaRouche-Jugendbewegung schon seit einiger Zeit nachhaltigen Einfluß auf die Politik. In Kalifornien, an der Ostküste und im Mittelwesten haben Hunderte von Jugendlichen beschlossen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Es ist ihr ureigenes Interesse sicherzustellen, daß mit LaRouche im Jahre 2004 ein Mann ins Weiße Haus einzieht, der die geistigen, charakterlichen und emotionalen Eigenschaften mitbringt, die USA und die Welt aus der großen Zivilisationskrise zu führen.

Im Moment weitet sich sich dieser faszinierende Prozeß auf fast alle Kontinente der Welt aus, so daß nun auch in Iberoamerika, Australien, Asien und Europa Zweige von LaRouches Jugendbewegung entstehen. Neben seinen amerikanischen und internationalen Verpflichtungen nimmt LaRouche sich immer wieder Zeit zu Diskussionen mit den jungen Leuten. Vor einigen Wochen, als LaRouche über das Internet mit einer Konferenz der Jugendbewegung in Peru verbunden war, definierte er die Jugendbewegung als "fahrende Universität - eine Aktionsbewegung plus Ausbildung".

In der zweiten Januarwoche kamen nun 15 Jugendliche aus Frankreich, den USA, aus Venezuela, China und verschiedenen Regionen Deutschlands im Mainzer Büro der Bürgerrechtsbewegung zusammen, um eine Woche lang Vorträge zu hören und intensiv zu diskutieren, aber auch "wie ein Wirbelwind", so einer der Teilnehmer, in den hessischen Landtagswahlkampf einzugreifen.

Die "fahrende Universität"

Die Aktionswoche begann mit einem Tag weitreichender Vorträge und anspruchsvoller Diskussionen. Wann immer in der folgenden Woche Zeit war - notfalls wurde die Zeit dazu in den späten Nachtstunden gefunden - gingen die Vorträge und Diskussionen weiter.

Helga Zepp-LaRouche eröffnete das sonntägliche Seminar mit einem Bericht über die derzeitige Weltlage - den Kollaps des Dollars und dessen Konsequenzen für Deutschland und Europa, die Argentinisierung Brasiliens. Gleichzeitig seien die Entwicklung in China und im strategischen Dreieck Rußland-China-Indien das beste Mittel, Deutschland und Japan aus ihrem "Dornröschenschlaf" zu wecken. Sie forderte die Jugend auf, "wie liebende Eltern" die Generation ihrer Eltern aus dem Käfig ihrer Realitätsverweigerung zu befreien und ihnen die verfügbaren Alternativen klarzumachen.
Dann führte Gabriele Liebig die Anwesenden auf einer Zeitreise durch die Geistesgeschichte Europas, in der sie die Entwicklung von Homer an über Solon, Platon, Jesus, Karl den Großen, Ibn Sina, Maimonides, Nikolaus von Kues bis zur deutschen Klassik um Mendelssohn, Lessing und Schiller skizzierte.

Am Nachmittag sprach LaRouche. "Eine Jugendbewegung ist nicht schon deswegen gut, weil es eine Jugend-bewegung ist; es hat ja auch sehr fehlgeleitete Jugendbewegungen gegeben", sagte er. "Gut ist eine Jugendbewegung nur dann, wenn es ihr gelingt, eine geistige Revolution, eine kulturelle Renaissance zustande zu bringen." Deshalb sei es so wichtig, daß sie ganz hoch ansetzten und sich z.B. mit den bahnbrechenden Ideen des Mathematikers Carl Friedrich Gauß und seines Lehrers Abraham Kästner auseinandersetzten. Als weiteres Beispiel nannte er Sokrates und die Platonische Akademie. Es komme darauf, solche Ideen wie die von Sokrates und Gauß zu verstehen, anzuwenden und weiterzutragen.

Elisabeth Hellenbroich stellte dann Gottfried Wilhelm Leibniz vor, der schon als Zwanzigjähriger mit einem Memorandum versuchte, den französischen "Sonnenkönig" von seiner Annektionspolitik gegenüber Deutschland abzubringen. In der Denkschrift erläuterte er, warum die Entwicklung Ägyptens Frankreich viel mehr nützen würde. Sie zeigte, wie Leibniz später immer wieder bahnbrechende Ideen entwickelte, mit denen er sich viel Ärger von den Vertretern der alteingefahrenen Denkweisen einhandelte.

Den Abschluß des Seminars bildete ein Vortrag von Mark Burdman über zwei Männer, die "um den zweifelhaften Ruf streiten, wer von ihnen den übelsten Einfluß auf das 20. Jahrhundert hatte": Lord Bertrand Russell, der 1945-46 die präventive nukleare Bombardierung Rußlands forderte, um ein angloamerikanisches Weltreich zu schaffen, oder der britische Schriftsteller H.G. Wells, der schon zu Beginn des Jahrhunderts die Entwicklung der Luftwaffe und der Atombombe als Mittel propagierte, die Unterwerfung der souveränen Nationen unter eine allmächtige Weltregierung zu erreichen.

Die Vorträge der "fahrenden Universität" wurden am Mittwochabend durch Jonathan Tennenbaum über Carl Friedrich Gauß fortgesetzt, dessen Methode nicht nur auf die Astronomie, sondern auch auf die politischen Aktivitäten der heutigen LaRouche-Jugendbewegung anwendbar sei. Am Freitagabend kontrastierte dann Anno Hellenbroich anhand von Beispielen aus Beethovens Missa Solemnis und Brahms´ Vier ernsten Gesängen die Herangehensweise der Klassik mit dem heute üblichen "Musik"-Müll, und am Samstagabend präsentierten die Jugendlichen im Rahmen eines Vortrags von Renate Leffek über die Bemühungen des Nikolaus von Kues gegen den Konflikt der Zivilisationen zu seiner Zeit Ausschnitte aus dessen Dialog De pace fidei - zunächst auf englisch, dann auf deutsch.

"Politischer Wirbelwind"

Neben diesen Studien und Diskussionen fuhren die jungen Leute wie ein politischer "Wirbelwind" durch Hessen, um die Bevölkerung, die etablierten Parteien und andere Institutionen wie Gewerkschaften und Universitäten aus ihrem "Dornröschenschlaf" aufzurütteln. Am Montag besuchte die Gruppe mit mehr als 20 Aktiven Darmstadt. Vormittags bauten sie ihren Stand an der Universität auf, nachmittags in der Innenstadt, um mit den Studenten und Passanten über die politische Lage zu diskutieren.

Am Dienstag wirbelten sie durch die Frankfurter Büros der Gewerkschaften Ver.Di und IGM, wo sie das Gespräch mit den anwesenden Funktionären suchten. Denen sind zwar die negativen Effekte der Globalisierung durchaus bewußt, nicht jedoch die Dramatik der weltweiten Systemkrise. So war der Jugendkoordinator der Gewerkschaft Ver.di schockiert, als er die Tobin-Steuer ins Gespräch bringen wollte und die Antwort bekam: "Das ist so, als würde man einer Leiche eine Aspirin-Tablette in den Mund stecken!" Auch der Finanzchef der Gewerkschaft nahm sich "fünf Minuten", aus denen dann eine halbe Stunde wurden, und versprach, seinen Vorstandskollegen über die Diskussion zu berichten. Besonders beeindruckt waren die Gewerkschaftler von der Tatsache, daß ihre Besucher nicht nur aus verschiedenen Regionen Deutschlands - aus Berlin, Sachsen, Bayern, Württemberg und Hessen - angereist waren, sondern einige Mitglieder der Delegation aus Frankreich, den Vereinigten Staaten und sogar aus Venezuela kamen.

Am Abend war dann der "Superminister" für Arbeit und Wirtschaft, Wolfgang Clement, in Wiesbaden, um seine "Mittelstands-Initiative" vorzustellen. Nach seiner Wahlkampfrede stellte er sich der Diskussion mit den 300 anwesenden Gästen, und die jungen Leute ergriffen die Gelegenheit, um der SPD zu erklären, warum der Zusammenbruch des Finanzsystems unvermeidlich ist, warum die SPD nicht wieder wie beim Lautenbachplan von 1931 eine Lösung der Wirtschaftskrise blockieren darf, wie LaRouches "Neues Bretton Woods" funktioniert und welche Rolle dabei der Transrapid spielt. Mit vier verschiedenen Beiträgen dominierten sie die Diskussion, und jedesmal, wenn sich der Fragesteller als "BüSo" zu erkennen gab, ging ein Gemurmel durch den Raum. Das Wiesbadener Tagblatt erwähnte am folgenden Tag in seinem Bericht über die Veranstaltung, "eine große BüSo-Delegation" habe die Gelegenheit genutzt, "sich und ihre Thesen bekannt zu machen".
Am Mittwoch waren dann die Studenten der Universität Mainz mit der LaRouche-Jugendbewegung konfrontiert, am Donnerstag stand Kassel auf dem Programm. Hier in der Transrapid-Stadt fand am Nachmittag eine Kundgebung mit Bundeskanzler Schröder statt. Das Lokalfernsehen war gekommen, um eine kleine Gruppe von Demonstranten zu filmen, die gegen den Irakkrieg protestierten. Da jedoch die LaRouche-Jugend die Bildfläche mit ihren großen Bannern dominierte, hatte das Filmteam große Schwierigkeiten, einen Blickwinkel zu finden, aus dem die BüSo nicht zu sehen war.
Am Freitag kehrte man zur Mainzer Universität zurück - diesmal nicht nur mit einem großen Infostand. Zwei Vertreter der LaRouche-Jugend besuchten eine Vorlesung, aber nicht, um zu hören, sondern, um den etwa 300 Hörern kurz zu erklären, was die BüSo zur weltweiten Systemkrise zu sagen hat.

Begräbnis des IWF

Höhepunkt der Woche war dann am Samstag das formelle Begräbnis des Weltfinanzsystems in der Finanzmetropole Frankfurt. Die fast 30 Personen starke Trauergemeinde, von einer Polizeieskorte und einem Kamerateam der ARD begleitet, folgte unter den Klängen eines Trauermarsches dem Sarg des IWF-Systems, beginnend an der Frankfurter Oper über die Freßgasse an der Hauptwache vorbei bis auf die Zeil, wo der Sarg aufgebahrt wurde.
In kurzen Ansprachen - in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache - wurde den Passanten auf dieser umsatzstärksten Einkaufsstraße Deutschlands erklärt, warum das IWF-System am Ende ist, daß es viele Millionen Menschen in aller Welt vor allem in Afrika und anderen Entwicklungsländern in unsagbare Not und Elend gestürzt hat, aber auch, daß die LaRouche-Bewegung weltweit aktiv ist, um eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung zu schaffen. Vor allem die jugendlichen Mitbürger wurden aufgerufen, sich der Bewegung anzuschließen, um sicherzustellen, daß die Jugend weltweit überhaupt eine Zukunft hat.

Aber auch die Wirkung des IWF-Systems auf die Industrienationen wurde angesprochen: "Du hast uns verhätschelt wie eine überzärtliche Mutter, so daß wir glaubten, wir müßten nur noch das Geld arbeiten lassen, um im Schlaraffenland zu leben. Nun ist der Berg von Griesbrei, der uns den Blick auf die Realität verstellt hatte, bis zum letzten Löffel aufgegessen, die gebratenen Tauben sind davongeflogen, das Ende der Illusionen ist gekommen. Wir müssen nun wieder für uns selber sorgen, wieder selbst arbeiten, wieder selbst produzieren, unsere Industrie wiederaufbauen." Anschließend führte der Marsch zurück zur Alten Oper. Den Abschluß des politischen Teils der Aktionswoche bildete ein politischer Lagebericht von Hartmut Cramer.


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