Juni 2000:
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Börsenfusion London-Frankfurt: Wird nix aus "iX"?


Katerstimmung Möglicherweise ereilt die geplante Fusion der Börsenplätze London und Frankfurt das gleiche Schicksal wie der bereits gescheiterte Zusammenlegungsversuch von Deutscher Bank und Dresdner Bank. Erst gab es dunkle Befürchtungen in der Londoner City, die neue Superbörse "iX", bei der Aktien sowohl in Pfund wie in Euro gehandelt werden können, sei nichts anderes als ein Trojanisches Pferd, mit der die Teutonen auf hinterlistige Weise den Euro in London einführen wollten. Doch jetzt steigt der Ärgerpegel auch in Frankfurt. Nach Angaben der Börsenzeitung trafen sich Vertreter der Bundesbank, der hessischen Regierung und der Deutschen Börse am 16. Mai in Frankfurt zu einer außerplanmäßigen Sitzung, um über die zahlreichen noch ungeklärten Einzelheiten der Börsenfusion zu beraten.
In Zeitungsinterviews warnte anschließend der Präsident der Landeszentralbank Hessen Hans Reckers, es bestehe allerdings die "Gefahr einer Sogwirkung zum Sitz der Börse in London als dem größeren Finanzplatz." Und dies müsse man "vor dem Hintergrund der britischen Tradition" sehen, "die ohnehin zu einer starken Zentralisierung neigt." Am 18. Mai sandte der hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch eine Liste mit 14 Fragen zur Börsenfusion an den Chef der Deutschen Börse Werner Seifert. Werden diese Fragen nicht umgehend im Sinne des Finanzstandorts Frankfurt geklärt, so wird gemutmaßt, könnte die hessische Regierung ihre Zustimmung für den Zusammenschluß verweigern, womit das Ende von "iX" besiegelt wäre.

Auch bei der Deutschen Börse selbst regt sich Widerstand. Am 23. Mai wird der Aufsichtsrat der Deutschen Börse seine Entscheidung fällen. Und eines der Mitglieder, Alfred Möckel von der BHF-Bank, bekannte bereits öffentlich: "Wenn ich den Eindruck bekomme, der Schwerpunkt für den Markt der Wachstumswerte verschiebt sich in Richtung London, werde ich den Zusammenschluß im Aufsichtsrat ablehnen... Endlich haben wir mit dem Neuen Markt mal eine erfolgreiche Börsenstory geschafft und jetzt verkaufen wir sie nach London." Das deutsch-britische Börsentechtelmechtel könnte durchaus noch mit einem großen Knall platzen.


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