Der frühere iranische Präsident Mohammed Chatami besuchte Anfang Mai acht Tage lang Italien, wo er den Papst und den Premierminister traf und an Konferenzen und Veranstaltungen in Rom, Palermo, Mailand und Forli teilnahm. Einer der Höhepunkte war eine Konferenz an der Katholischen Universität Mailand über „Notwendigkeit und Schwierigkeiten eines Dialogs der Zivilisationen im globalen System“ am 8. Mai. Dort antwortete Chatami auf eine Frage der EIR-Korrespondentin Liliana Gorini, die Kampagne für eine Amtsenthebung von Cheney und Bush sei „eine sehr wichtige Initiative“, und fügte auf englisch hinzu: „Bush und Cheney sind erledigt.“
Der iranischen Nachrichtenagentur IRIB zufolge kritisierte Ministerpräsident Romano Prodi bei dem Treffen mit Chatami am 4. Mai die Nahostpolitik der USA: „Die unlogische Politik der Amerikaner hat die Region in Spannungen gestürzt... Einer der großen Fehler der Amerikaner war es, den Irak zu besetzen. Leider ist es den Amerikanern nicht gelungen, die sich immer mehr verschlimmernde Krise, die durch ihre falsche Politik herbeigeführt wurde, beizulegen.“ Prodi forderte den Iran auf, zur Beilegung der Krise beizutragen. Die italienische Regierung veröffentlichte keinen amtlichen Bericht über das Treffen.
Mons. Piero Coda kommentierte in einen Interview in Radio Vatikan Chatamis Besuch und dessen Treffen mit Papst Benedikt XVI.: „Chatamis Anwesenheit im Rom ist ein Zeichen großer Offenheit und des Willens, den Dialog zwischen dem Christentum und dem Islam nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern auch qualitative Fortschritte darin zu machen.“ Der sog. „Zusammenstoß der Kulturen“ stamme nicht aus der Tradition der beiden Religionen, sondern „aus dem Überbau, den ein [bestimmtes] politisches und wirtschaftliches Leben unserer Zeit selbst unseren religiösen Traditionen auferlegt und sie so in Konkurrenz zueinander stellt“.
Bei der Konferenz in Mailand wurde Chatami vom Moderator, Prof. Vittorio Parsi, einem führenden Neokon an der Katholischen Universität, provoziert. Parsi fragte nach „Propheten, die zur Waffe greifen“ und der Verbindung zwischen dem Islam und dem Terrorismus. Empört und ärgerlich antwortete Chatami: „Das ist eine Demonstration, wie das Verachten des anderen zu einem Kampf der Kulturen führen kann. Es zeigt den falschen Stolz der aufgeklärten Kultur, die glaubt, die westliche Kultur sei allen anderen überlegen; es ist der falsche Standpunkt von Hegel und Kant. Es ist das, was in den USA in den 80ern als das ‚Ende der Geschichte’ bekannt wurde, die Idee, eine amerikanisierte Welt könne alles tun, was sie wolle, sie könne alle anderen Nationen kolonisieren, ihr nationales Erbe rauben, ihre Kultur und Werte verachten. Es ist die Grundlage für Präventivkriege, und das ist das Problem, vor dem wir stehen.
Wir müssen diesen Teufelskreis der Gewalt durchbrechen. Wir müssen die Propheten nicht entwaffnen, denn nur falsche Propheten greifen zu den Waffen. Wir müssen alle entwaffnen, die Gewalt predigen - Propheten wie Politiker. Die Ablehnung gegen sie in der amerikanischen Bevölkerung wächst. 3600 Amerikaner sind bereits im Irak gestorben, und der Terrorismus hat zugenommen, was auch für New York und Amerika einen hohen Preis bedeutet. Bushs Popularität sackt von Tag zu Tag weiter ab, sie haben bei den letzten Wahlen ihre Mehrheit im Kongreß verloren, und jeden Tag gibt es in den Vereinigten Staaten Demonstrationen gegen den Krieg. Ich will optimistisch sein, denn die Hoffnung für einen Dialog der Kulturen liegt in der Jugend.“
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