Liebe Freunde und Mitglieder!

Als die Eltern der heutigen Schüler Schüler waren, hieß es im kleinen roten schülerbuch der APO, Schüler sollten aufhören zu lernen, damit man sie später im Arbeitsprozeß nicht ausbeuten könne. Eine populäre Rockband sang "We don't need no education", und ein berühmter Radikalinski-Slogan lautete "Macht kaputt, was euch kaputt macht!" Und da wundern wir uns über Gewalt und negative PISA-Ergebnisse?

Ganztagsschulen (SPD) oder konservative Bildungskanons (CDU) mögen im richtigen Kontext einen gewissen Nutzen haben, zielen aber am Kern des Problems vorbei: Die eigentliche Bildungsidee ist verloren gegangen! Man geht nicht zur Schule, um hinterher einen möglichst gut bezahlten Job zu bekommen, sondern um sein Menschsein zu vervollständigen. Ohne Bildung ist man zwar auch Mensch, aber eben kein freier Mensch. Warum wohl haben die Rassisten in Amerikas Südstaaten den schwarzen Sklaven bei Strafe verboten, auch nur Lesen und Schreiben zu lernen?

Alle kulturellen Blütezeiten der Menschheitsgeschichte sind verknüpft mit "Erziehungsbewegungen": Hochherzige Gelehrte verließen den Elfenbeinturm, wurden Lehrer für Kinder aus möglichst allen Schichten der Bevölkerung und reformierten durch Erziehung zur Freiheit die Gesellschaft. Hier in Deutschland war diese Art Revolution die einzige, die gelang. Viele große Geister haben ihre Ideen beigesteuert, wie man am besten "erzieht": durch Schönheit und Liebe, durch sokratische Hebammenkunst und das Nachvollziehenlassen großer Entdeckungen der Vergangenheit, und nicht zuletzt durch gutes Beispiel und den eigenen inspirierenden Erfindergeist.

Doch im "Land der Dichter und Denker" muß man heute daran erinnern, daß "Genie" keine Begleiterscheinung des Wahnsinns ist, sondern vielmehr das gewisse "Fünkchen", welches in jedem Menschenkind angelegt ist.

Referentin: Gabriele Liebig, Bundestagskandidatin der BüSo Hessen,
Chefredakteurin der Neuen Solidarität

Mittwoch den 28. August 2002 – 19.30 Uhr