Was wissenschaftliche Themen betrifft, waren die Grünen schon immer für eine Überraschung gut. Weil ihr Humor auch nicht immer ganz freiwillig ist, hat er auf die Politik als ganzes zumeist eine verheerende Wirkung.
Das hatte sich der Chef der Wiesbadener Industrie- und Handelskammer, Gerd Eckelmann, wohl nicht träumen lassen, daß er mit einer Passage in seiner Rede beim Neujahrsempfang der IHK eine karnevalsreife Einlage eines grünen Landtagskandidaten auslösen würde. Eckelmann hatte in seiner Rede auch die Klimadebatte angesprochen und erklärt:
„Es ist schwierig, aus der Komplexität politischer Analysen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Damit kann man vorsichtig umgehen, damit kann man aber auch parteipolitisch Schindluder treiben. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Klimadebatte.
Beginnen wir ganz sachlich: Der Treibhauseffekt ist eine segensreiche Erfindung der Natur zur Stabilisierung der Oberflächentemperatur unseres Planeten auf den kleinen Bereich, in dem Leben möglich ist. Er besteht darin, daß die von der Erde reflektierte Sonneneinstrahlung teilweise festgehalten und in Wärme umgewandelt wird. Sonst wäre es nachts bei uns so kalt wie auf dem Mond. Wichtig ist noch die Information, daß es keine Stabilisierung gibt ohne Schwingungen um einen Langzeitmittelwert. Auf diese Schwankungen stellt sich die Natur seit Urzeiten ein.
Der größte Teil des Treibhauseffekts wird durch Wasserdampf in der Atmosphäre verursacht. Kohlendioxid, dessen Konzentration vom Menschen mit beeinflußt wird, steht mit etwa einem Drittel an zweiter Stelle, gefolgt von Methan und Ozon. Zu beurteilen, welche Einflüsse es hat, daß der Mensch an der CO2-Stellschraube etwas mitdreht, sollte mit aller wissenschaftlichen Skepsis erfolgen.
Die immer heftiger werdenden Diskussionen unter Wissenschaftlern haben dazu geführt, daß zwei extreme Hauptpositionen sichtbar geworden sind: Die eine, daß der Klimawandel überwiegend menschengemacht und extrem gefährlich, und die andere, daß genau das Gegenteil richtig sei. Ich möchte darauf hinweisen, daß es auch Fachleute gibt, die zwischen diesen Lagern stehen."
So weit, so gut. Daß diese Äußerungen den Grünen nicht schmecken würden, war zu erwarten. Nicht zu erwarten war jedoch, daß der Direktkandidat der Grünen im Untertaunus, Kai Klose, mit seiner Antwort bei naturwissenschaftlich gebildeten Menschen Lachsalven auslösen würde.
Er protestierte in einer Pressemitteilung gegen Eckelmanns Ausführungen: „Ich hätte mir noch vorgestern nicht träumen lassen, daß es möglich ist, im Januar 2008 eine solche Rede zu halten. Der IHK-Präsident offenbart eine erschreckende Ignoranz gegenüber den wissenschaftlichen Fakten. Spätestens seit dem Bericht des Weltklimarates der UNO gibt es keinen ernstzunehmenden Wissenschaftler mehr, der Eckelmanns Thesen vertritt. Sie entspringen den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und werden heute mit einer Nonchalance vorgetragen, die ihresgleichen sucht: ,Der Treibhauseffekt ist eine segensreiche Erfindung der Natur zur Stabilisierung der Oberflächentemperatur unseres Planeten...' Der Präsident der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden meint es also besser zu wissen als die qualifiziertesten Wissenschaftler dieses Planeten, die seit Jahrzehnten forschen."
Klose wird sicher Schwierigkeiten haben, irgendeinen Klimawissenschaftler zu finden, der Eckelmanns Erklärung, daß es auf der Erde ohne den Treibhauseffekt nachts so kalt wäre wie auf dem Mond, widersprechen würde. Und daß die Stabilisierung der Oberflächentemperatur auf unserem Planeten insofern wohltätig wirkt, als sie eine unerläßliche Voraussetzung für die Existenz höherer Lebensformen ist, wird auch kein Grüner bestreiten können - es sei denn, man betrachtet nicht nur die Existenz des Menschen, sondern auch der Tiere und Pflanzen als negativ. Solche Leute gibt es ja bekanntlich, insbesondere in führender Position in Großbritannien.
Herr Klose täte gut daran, sich klar zu machen, daß Naturwissenschaftler nicht zum Chefökonomen der Weltbank berufen werden, und der von ihm zitierte Sir Nicholas Stern also kein Naturwissenschaftler, sondern ein politischer Beamter ist, der von der britischen Regierung damit beauftragt wurde, Propaganda für die These der globalen Erwärmung zu machen. Der IPCC ist im wesentlichen eine Gründung der Regierung Thatcher, und seine von vornherein gegebene politische Festlegung auf diese These wurde von zahlreichen Wissenschaftlern, auch solchen, die zur Mitarbeit im IPCC herangezogen wurden, nachdrücklich kritisiert. Wegen der fehlenden wissenschaftlichen Grundlage haben bis Dezember 2007 mehr als 19.000 Wissenschaftler eine Petition gegen das Kioto-Protokoll unterzeichnet, die von Dr. Frederick Seitz, dem früheren Präsidenten der Rockefeller University und der Nationalen Akademie der Wissenschaften, verfaßt wurde.
Alles in allem gibt die Debatte Anlaß zu der Forderung, dafür zu sorgen, daß das hessische Bildungssystem den hiesigen Schülern künftig genug Grundlagenwissen vermittelt, damit sie in den Chor der Lacher über Kloses Äußerungen einstimmen können.
Alexander Hartmann
Landesvorsitzender und Spitzenkandidat der BüSo Hessen bei der hessischen Landtagswahl
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