Bildausschnitt aus der Lokalsausgabe der Bild-Zeitung für Wiesbaden und Mainz, in der Alexander Hartmann, zweiter von rechts, in einer Reihe mit den noch verbleibenden Wiesbadener Kandidaten gezeigt wird.
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Als am 4. Januar um 18 Uhr die Anmeldefrist für die Wahlvorschläge zur Wiesbadener Oberbürgermeisterwahl verstrichen war, fehlte der Wahlvorschlag der SPD, die nun bei der Wahl am 11. März ohne Kandidat dastehen wird. Als dann ein führender Vertreter der Wiesbadener SPD in seiner Verzweiflung die übrigen (ordnungsgemäß angemeldeten) Kandidaten aufforderte, ihre Kandidatur zurückzuziehen, um eine Neuansetzung der Wahl und somit auch eine Teilnahme der SPD zu ermöglichen, wollten natürlich viele Journalisten wissen, wie diese anderen Kandidaten zu
diesem Vorschlag stehen - auch von Alexander Hartmann, dem Kandidaten der BüSo.
Nicht nur die Lokalsausgabe der Bild-Zeitung für Wiesbaden und Mainz und der Wiesbadener Kurier, der in der Vergangenheit die BüSo meist verschwiegen hatte, baten am 8. Januar um ein Gespräch mit dem Kandidaten, auch die im benachbarten Mainz ansässigen Radiosender RPR und SWR4 meldeten sich im BüSo-Büro. Einen Tag später zogen die nationalen Nachrichtenagenturen dpa und ddp nach, und sogar die Financial Times Deutschland (FTD) in Berlin wollte wissen, ob Alexander Hartmann bereit sei, auf den Vorschlag der SPD einzugehen.
Hartmann nutzte die Gelegenheit, auf die besondere Chance hinzuweisen, die sich durch diese Konstellation den Wiesbadener Wählern bietet: Sie könnten nun den Parteien, insbesondere der SPD-Führung, signalisieren, daß eine Abkehr von der nachindustriellen Politik der letzten 25 Jahre angesagt ist, indem sie ihre Stimme der BüSo geben, denn nur die BüSo vertrete eine Politik der Re-Industrialisierung.
Dies veranlaßte die Redakteurin der FTD zu der Frage, was denn mit einer Re-Industrialisierung gemeint sei. Nun, man müsse an die Zeit Adenauers zurückdenken, antwortete Hartmann, in der der Staat noch Verantwortung für den Wiederaufbau übernommen habe. Innerhalb weniger Jahre habe man damals Millionen Arbeitsplätze geschaffen, und die vielen Flüchtlinge untergebracht. Heute z.B. sei ein massives Programm zum Ausbau der Kernkraft notwendig. Und natürlich seien die Finanzmärkte zu Adenauers Zeit reguliert gewesen. „Vieles, was heute gang und gäbe ist, wäre vor 1989 mit Gefängnis bestraft worden, und zwar zu recht.“ Man dürfe nicht zulassen, daß sich bankrotte Banken über Wasser halten, indem sie Firmen übernehmen und die betroffenen Firmen die Kredite zurückzahlen lassen, die das Geld dringend bräuchten, um in die Produktion zu investieren. „Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, daß aus der Übernahmewelle von 2006 die ganz große Pleitewelle von 2007 werden wird.“
Diese Äußerungen unterschlug die FTD ihren Lesern natürlich. Trotzdem erwähnte die Zeitung die BüSo am 10. Januar in ihrer Kurzmeldung über das Wiesbadener Debakel der SPD. Das gleiche taten auch fast alle anderen Zeitungen - die Bild-Zeitung sogar mit einem Bild des Kandidaten.
Am Mittwoch meldete sich dann die Bild-Zeitung erneut und bat um eine Äußerung des Kandidaten, warum die verhinderten SPD-Wähler ihn seiner Meinung nach wählen sollten. Zu diesem Thema hat Hartmann inzwischen auch einen Offenen Brief an die Wiesbadener Sozialdemokraten veröffentlicht. Man sieht: Der Wahlkampf hat begonnen, und die BüSo ist diesmal mittendrin.
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