Mai 2002: |
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Anfang Mai fand im Büro der BüSo-Bundesgeschäftsstelle in Mainz ein Wochenendseminar statt, an dem Bundestagskandidaten und Wahlhelfer aus Hessen und Baden-Württemberg teilnahmen.
Das Seminar war zustandegekommen, nachdem einige der jungen und zum ersten Mal für die BüSo aufgestellten Kandidaten erste Erfahrungen mit der politischen Arbeit gemacht hatten. So hatten einige beim Unterschriftensammeln festgestellt, daß sie die Fragen von Bürgern manchmal nicht befriedigend beantworten konnten. Ziel des Seminars war es also, in der kurzen Zeit eines Wochenendes die Themen, die im Mittelpunkt des BüSo-Wahlkampfes stehen, in Grundlegender Form in Vortragen vorzustellen und zu diskutieren.
Das Programm des Wochenendes umfaßte folgende vier Schwerpunkte: Die Bundesvorsitzende Helga Zepp-LaRouche behandelte die Frage des Massakers von Erfurt und die Konsequenzen in der Kultur- und Bildungspolitik, die daraus gezogen werden müssen. Dann folgten Vorträge von Lothar Komp zur Krise der deutschen Wirtschaft als Folge der falschen Ideen der Globalisierung und von Hartmut Cramer zum Versuch von Wilhelm Lautenbach 1931, die Wirtschaftskrise zu lösen und damit den Vormarsch der Nazis aufzuhalten. Und viertens forderte Ralf Schauerhammer die Teilnehmer heraus, über grundlegende Konzepte von LaRouches Wirtschaftswissenschaft, besonders über die Frage von qualitativem und quantitativem Wirtschaftswachstum, nachzudenken.
Nach dem Eingangsvortrag von Helga Zepp-LaRouche entwickelte
sich gleich eine zweistündige Diskussion, weil sie in sehr persönlicher Weise die überwiegend jungen Kandidaten herausforderte, die kurze Zeit des Lebens zu nutzen, sich die Konzepte anzueignen, mit denen sie der Geschichte ins Rad greifen müssen. Dies gelte besonders für die positiven Ideen und das Menschenbild von Schiller, Moses Mendelssohn oder das Erziehungskonzept eines Wilhelm von Humboldt. Sie hatte die Teilnehmer mit der These provoziert, daß zwischen der Politik des "Kampfs der Kulturen" von Huntington und Brzezinski und der Verbreitung von "Killerspielen" ein direkter Zusammenhang bestehe. Eine Weltordnung, die sozialdarwinistisch auf einen "permanenten Krieg" setzt, brauche Menschen mit der Mentalität, zu der die Gewalt-Computerspiele konditionieren. Die Diskussion zeigte ein Problem, das auch in Gesprächen mit der Bevölkerung immer wieder auftaucht. Es ist immer leicht, sich in der Diskussion des Negativen, der furchtbaren Realität und der Übermacht der Kreise, die z.B. für die Verbreitung von Gewaltvideos und entsprechenden Ballerspielen verantwortlich sind, zu verlieren.
Helga Zepp-LaRouche zeichnete das Vorbild ihres Mannes, der immer beides verbindet: Er analysiert rigoros und unerbittlich, in welche Hölle der gegenwärtige Kurs führen wird, wenn er nicht korrigiert wird. Aber aus dem klaren Blick für die potentielle Tragödie unserer Zivilisation mobilisiert er die Kraft und den notwendigen Optimismus für die Alternativen und Auswege aus dem schwelenden Desaster. Das Wichtigste sei bei alledem die Begeisterung für die guten Ideen, denn ohne sie könne man auch nichts zum Besseren ändern.
Wirtschaft:
Die Vorträge von Lothar Komp und Hartmut Cramer zum Thema "Wirtschaftskrise und Ausweg" ergänzten sich ausgezeichnet. Lothar Komp beschrieb sehr anschaulich den Prozeß, wie momentan die traditionellen Verbindungen zwischen den "Hausbanken" und den mittelständischen Unternehmen systematisch gekappt werden (siehe dazu auch die Stellungnahme zu "Basel II" auf Seite 5) und wie durch die Fusionen und Übernahmen von Firmen und den daraus resultierenden Steuerausfällen die Städte und Gemeinden in eine nie dagewesene Katastrophe schlittern. Die Bundesregierung sucht das Heil in der Sparpolitik, was zu einem Rückgang der so wichtigen Infrastrukturinvestitionen der Städte und Gemeinden führt. Und die Folge davon ist wiederum ein weiterer Rückgang der Steuereinnahmen. Die Diskussion wurde belebt durch die Kandidaten, die wie Herr Eckhard Müller aus Bad Vilbel selbst seit vielen Jahren ein mittelständisches Unternehmen führen, oder wie Herr Dr. Eckhard Schweitzer leitend in einem baden-württembergischen Unternehmen tätig sind.
Hartmut Cramer zeigte dann am Beispiel des Kampfes um den "Lautenbach-Plan" zur Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft in den Jahren 1931 und 1932, wie sich in bestimmten Momenten die Geschichte in einem punctum saliens kondensiert. In diesen Momenten entscheidenkonkrete Individuen durch ihr Tun oder Unterlassen über das Wohl und Wehe ganzer Nationen, ja den Gang der Weltgeschichte.
Die Diskussion drehte sich um die gleichen Fragen und Verständnis schwierigkeiten, die die historische Debatte um den Lautenbach-Plan bestimmt hatten: Warum wirken Regierungskredite, die projektgebunden
für notwendige, grundlegende Infrastrukturaufgaben investiert werden, nicht inflationär? Wie können dieseKredite, die landläufig auch als neues "Schuldenmachen" abgelehnt werden, trotzdem mittel- und langfristig zu einer Konsolidierung der Staatsfinanzen führen?
Und es ging auch um Frage der politischen Brisanz der Politik der staatlichen Kreditschöpfung.
In den 30er Jahren waren es Hjalmar Schacht - der Reichsbankpräsident vor und nach Hitlers Machtübernahme - und seine Freunde in der internationalen Finanzoligarchie, die den Lautenbach-Plan und seine Umsetzung unter der Regierung von Schleicher bekämpften. Sie wollten nicht, daß Deutschland sich wirtschaftlich erholte. Und heute sind es die "Globalisierer", die wirtschaftlich stabile und miteinander partnerschaftlich kooperierende Nationalstaaten ablehnen. Vor allem für die jungen Kandidaten, die mit den Ideen der Globalisierung" aufgewachsen sind, war es ein echtes "Aha-Erlebnis", zu verstehen, warum der Vertrag von Maastricht so klar und prinzipiell das Mittel der staatlichen Kreditschöpfung verbietet.
Gegen Nullwachstum:
Der letzte Vortrag von Ralf Schauerhammer sollte die Kandidaten in die Lage versetzen, bei der Impfkampagne gegen ein weitverbreitetes, geisttötendes Virus mitzuhelfen das Virus der grünen Nullwachstums-Ideologie. Er spannte den Bogen von Malthus bis zum Schwindel des Club von Rom 1973, um zu zeigen, wie die Angst vor "Überbevölkerung und Ressourcenverknappung durch exponentielles Wachstum" erzeugt wurde.
Im Mittelpunkt des Vertrags stand die Herausforderung: Wie können in den nächsten Jahren acht bis zehn Milliarden Menschen auf diesem Planeten ernährt werden? Um das zu erreichen, müßten drei Fragen beantwortet werden:
l. Was ist wirkliches Wirtschaftswachstum, im Gegensatz zu einer linearen Vermehrung von Waren?
2. Warum ist technischer Fortschritt notwendig? und
3. Die Bedeutung des Begriffs der Energieflußdichte für die Beurteilung verschiedener Energietechniken.
Das Beispiel eines sich entwickelnden Embryos machte deutlich, daß alle Lebensprozesse auf exponentiellem Wachstum basieren, daß der Embryo selbst unter den Bedingungen objektiver "Grenzen des Wachstums" die Organe entwickelt, die er erst nach dem Ausbrechen aus diesen Grenzen braucht.
In der Debatte schloß sich der Kreis zu dem Hauptpunkt, den die Bundesvorsitzende in ihrem Eingangsvortrag entwickelt hatte: Der Mensch ist ein schöpferisches Wesen, das durch seine Freiheit willentlich nach Schönheit und einer besseren Welt streben kann. Auf dieser Grundlage vervollkommnet der Mensch seine Fähigkeit, die Biosphäre und die Noosphäre (im Sinne von Wernadskij und LaRouche) bewußt zu gestalten. Die Idee, daß der Mensch ein Abbild des lebendigen Schöpfers ist, bekam so für alle vernunftmäßig nachvollziehbare Bedeutung. Alle Teilnehmer des Wochenendseminars begrüßten den Vorschlag, in einigen Wochen ein ähnliches Seminar abzuhalten.
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