So geschehen im Raum Mainz-Wiesbaden: Der moderne Neinsager, eigentlich ein "Nein danke-Sager", ist sehr erfinderisch, wenn es darum geht, sich zeitkritisch in Position zu setzen. Wenn es darum geht, Vorschläge zu machen, wie man das, was unsere Vorfahren einst aufgebaut haben, verteidigen und entwickeln kann, macht das alles einen recht dürftigen Eindruck.
Das Bild zeigt einen Aufkleber der BüSo, der einmal die andere Seite beleuchtet, an die man nicht so gerne denkt, wenn man als Neinsager Zentralheizung und andere Annehmlichkeiten gewohnt ist. Wie lange noch? - das liegt an unserer Fähigkeit einmal mehr darüber nachzudenken, was unser Eulenspiegel in folgenden getan hat.
Sie kennen doch sicher noch die kleinen, gelb-orangen Aufkleber „Atomkraft, nein danke!“ Deren hohe Zeit waren die 80er Jahre, als im Osten noch der Honi regierte und im Westen der Joschka die Amis noch wüst beschimpfte, statt ihre Kriege mitzumachen. Seither sind die kleinen gelben Dinger selten geworden. Die Leute haben eben andere Sorgen: Viele haben gar keine Arbeit, die anderen viel zu viel davon, und oft ist’s schwer genug, über die Runden zu kommen. Wer hat da noch die Muße, an Öko und Bio zu denken? Kein Wunder, wenn die Grünen inzwischen als die Partei mit den durchschnittlich reichsten Wählern die FDP überholt haben...
Aber neulich mußte ich mich doch wundern. Schauschau, da war es plötzlich wieder, das kleine runde gelbliche Ding, der Antiatomaufkleber! Fast wollten sich schon nostalgische Gefühle einstellen... da mußte ich stutzen: Irgendetwas stimmte nicht! Und tatsächlich! Da stand nicht „Atomkraft, nein danke“, sondern „Kohlekraftwerk, nein danke“.
Ach, gegen Kohle sind die jetzt auch? Na, die meinen sicher nicht die Kohle in Form dieser dünnen bunten Scheinchen, die in der Geldbörse rascheln. Sondern eben die mit den Kraftwerken.
Bei längerem Nachdenken wurde es mir dann ganz schön mulmig zumute. Keine Kraftwerke? Weder so noch so? Gegen Wasser- und Gaskraftwerke sind die bestimmt auch! Aber so ganz ohne Strom, wie soll denn das gehen? Sonne und Wind, schön und gut, aber was, wenn die eine nicht scheint und der andere nicht weht? Und sauteuer ist es auch!
In meinem Kopf weitete sich das zu einem wahren Bio-Elefanten aus. Man stelle sich nur einmal die gewaltige Ansammlung von „Nein Dankes“ vor, die einem rechtgläubigen Grünen zum Sparen von Strom, Wasser, Abgasen etc. einfallen könnte:
Wasserkraft, nein danke
Flugzeug, nein danke
Dieselmotor, nein danke
Waschmaschine, nein danke
Computer, nein danke
Warmwasser, nein danke
Klospülung, nein danke
Ölheizung, nein danke
Nudelkochen, nein danke
Kinder, nein danke
nein danke, nein danke...
Es schauderte mich. Im Geiste sah ich mich schon hungrig und frierend in alten Schmuddelkleidern um ein dürftiges Lagerfeuer sitzend, und plötzlich stürmte eine wilde Horde auf mich ein und schrie: „Holzfeuer, nein danke!“ Glücklicherweise konnte ich den Gedanken in letzter Sekunde wieder abschütteln: So ganz ohne und gegen Fortschritt, das ist ja doch wider die menschliche Natur!
Aber wer sagt das den Grünen?
Es grüßt
Ihr Eulenspiegel
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