November 2003: |
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- Friedrich Schiller -
Schiller verfaßte sein Werk in einer Zeit, in der sich ähnliche Probleme stellten. Seine frühen Werke spiegeln noch den unbeschwerten Optimismus der klassisch-humanistischen Bewegung in Deutschland, die von Lessing und Mendelssohn in Gang gesetzt worden war und in der Amerikanischen Revolution ihren politischen Höhepunkt gefunden hatte. Schiller gehörte zu den republikanischen Kräften in Europa, die hofften, daß sich das Beispiel der Amerikanischen Revolution in Europa wiederholen ließe.
Aber dann geschah etwas Furchtbares, was die Entwicklung in Europa bis zum heutigen Tag zurückwerfen sollte. Eine konterrevolutionäre Gruppierung in Frankreich, die sogenannten Martinisten um Joseph de Maistre, manipulierten die Ereignisse und organisierten zunächst den Jakobinerterror. Dann unterstützten sie das imperiale Projekt Napoleons - beides in der Absicht, die Amerikanische Revolution rückgängig zu machen. Die synarchistische Bewegung, die in den zwanziger und dreißiger Jahren Mussolini und Hitler unterstützte, sah sich ganz bewußt in dieser Tradition. Heute ist die Welt wiederum von neuen Schrecken bedroht, deren Urheber in dieser gleichen Tradition stehen.
Wenn Schiller schon zu seiner Zeit, nach dem Scheitern der Französischen Revolution konstatierte, der "große Augenblick" habe ein "kleines Geschlecht" gefunden, daß eine große historische Chance bestanden, aber die subjektive moralische Möglichkeit gefehlt habe, und er deshalb die "Ausbildung des Empfindungsvermögens als die dringlichste Aufgabe der Zeit" betrachte - um wieviel mehr müssen wir das heute für die Gegenwart sagen? Schillers Schlußfolgerung ist heute richtiger als je zuvor, daß jede Verbesserung im Politischen nur durch eine Veredelung des Individuums geschehen kann. Aber wie soll dies gehen?
"Nur als Sinnenwesen sind wir abhängig, als Vernunftwesen sind wir frei", sagt Schiller. Wie aber sollen wir frei werden, wenn das Problem gerade darin besteht, daß viele Menschen als Sklaven der Konsumgesellschaft in der Welt der Sinne gefangen sind?
Schillers Antwort liegt in der Idee des Erhabenen, die aber nur die Grundlage der Identität des Menschen sein kann, wenn er sich nicht auf seine physische Existenz beschränkt, sondern sich universellen Ideen und Prinzipien verpflichtet fühlt, die über die Begrenztheit seines eigenen Lebens im Hier und Jetzt hinausreichen. Nur wenn er seine moralische, und nicht seine physische Sicherheit als die primäre Aufgabe seines Lebens betrachtet, kann er die sinnliche Natur in ihre Schranken weisen, kann seine vernünftige Natur ihre Überlegenheit beweisen.
Die Fähigkeit, das Erhabene zu empfinden, ist also eine der herrlichsten Anlagen der Menschennatur, sagt Schiller, weil sie ihn vollkommen frei macht. Schiller betrachtet das Schöne als eine notwendige Bedingung der Menschheit, aber die Schönheit erstreckt sich noch auf die Welt der Sinne. Deshalb "muß das Erhabene zu dem Schönen hinzukommen, um die ästhetische Erziehung zu einem vollständigen Ganzen zu machen und die Empfindungsfähigkeit des menschlichen Herzens nach dem ganzen Umfang unserer Bestimmung, also auch über die Sinnenwelt hinaus, zu erweitern."
Woher soll die Veränderung kommen, wenn die Regierungen korrupt und die Massen erschlafft sind, wie er in den Ästhetischen Briefen schreibt? Für Schiller war die klassische Kunst das vielleicht wichtigste Mittel, dem Menschen zu helfen, sich über das anscheinend Selbstevidente der Welt der sinnlichen Erfahrung emporzuheben und die universellen Prinzipien zu entdecken, die dem wirklichen Universum entsprechen.
Schiller sagt dazu explizit:
Sie sind herzlich eingeladen!
WIESBADEN
Sonntag, 9. November Kurhaus |
MAINZ
Samstag, 15. November Kurfürstliches Schloß, Leibniz-Saal |
Beginn 17 Uhr - Eintritt 8 Euro (Studenten 5 Euro) |
Kartenvorbestellung:
"Dichterpflänzchen"
Lutz Schauerhammer
Rüdesheimer Str. 28
65197 Wiesbaden
Tel. 0611-801514
E-Mail: lutz.schauerhammer@t-online.de
Oder Schiller-Institut Mainz, Tel. 06131-224084.
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