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250 Mitglieder und Freunde des Schiller-Instituts, unserer "Ideenschmiede", kamen am 16./17. August zu einem ideenreichen Wochenende, der alljährlichen Sommerakademie, zu dem auch die BüSo-Landesverbände einladen, in Frankfurt zusammen.
Das Schiller-Institut veranstaltete am 16. und 17. August in Frankfurt seine diesjährige Sommerakademie. Dabei setzte sich ein Trend fort, der sich schon im letzten Jahr abzeichnete: Der Anteil an jugendlichen Teilnehmern steigt immer weiter an. Diesmal war genau die Hälfte der 250 Konferenzteilnehmer Mitglied oder Sympathisant der "LaRouche-Jugendbewegung", die mit einem "pädagogischen Festival" einen wesentlichen Teil der Konferenz selbst organisierte (siehe Artikel in dieser Ausgabe). In ihrem Schlußwort ging Helga Zepp-LaRouche auf eine "historische" Besonderheit der Veranstaltung ein, die sehr schön verdeutlicht, wie sich Jung und Alt im Schiller-Institut zusammenfinden. Der Raum, in dem die Sommerakademie stattfand, war nämlich zufällig genau der gleiche, in dem 1974 die erste große Europäische Konferenz des ICLC - d.h. der Mutterorganisation des Schiller-Instituts - stattgefunden hatte.
Damals hatte man diskutiert, wie eine gerechte Weltordnung zu schaffen sei, ein Ziel, das auch im Gründungsdokument des Schiller-Instituts verankert ist. Der Kampf für diese gerechte Weltordnung ist das Einende. Das Besondere an der Jugendbewegung unterstrich Lyndon LaRouche in seiner Rede: "Diese Jugendbewegung unterscheidet sich von allen anderen Jugendbewegungen, die es im Verlauf der letzten hundert Jahre gab... Die Menschen kennen nicht mehr den Unterschied zwischen Mensch und Tier! Sie haben darüber lediglich eine Meinung", aber kein Wissen. Der Mensch könne schöpferische Entdeckungen machen. Aber man müsse weitergehen "und diese Entdeckungen benutzen, um die Art und Weise, wie das Universum wirkt, zu verändern. Dann bist du Mensch! Und das ist es, was die Gesellschaft ausmacht." Und genau das müsse die Grundlage der Politik sein.
Diese Gedanken griff Bernhard Riemann auf, als er sein Konzept der Geistesmassen formulierte. Die tiefe mathematische Bedeutung der Riemannschen Fläche kann man nur auf der Grundlage dieses Konzeptes verstehen, denn nur dann erkennt man den hochentwickelten Begriff von Mathematik, den Riemann besaß. Lyndon LaRouche legte das bereits Mitte der 80er Jahre in seinem Aufsatz "Why Poetry must supercede Mathematics in Physics" dar. Wer als welthistorisches Individuum handeln wolle, der müsse sich mit wissenschaftlicher Strenge das Vorbewußte seines Denkens und Handelns bewußt machen und so seine schöpferischen Fähigkeiten adäquat verbessern. Naturforschung, klassische Musik und Poesie seien die Mittel, mit denen wir unser "Empfindungsvermögen entwickeln" können, wie Schiller es in den Ästhetischen Briefen darlegte. Und Herbart, der Schiller von Jugend an verehrte, und ihn während seiner Studienzeit in Jena persönlich kennengelernt hatte, machte die "ästhetische Darstellung der Welt" im Schillerschen Sinne zur Grundlage von Erziehung und psychologischer Wissenschaft.
Im weiteren erläuterte LaRouche die wesentlichen Charakteristika der historischen Entwicklung, die uns in diese Misere gebracht hat. Er legte dar, wie man den Zweiten Weltkrieg in der Perspektive der Auseinandersetzung sehen muß, die mit der erfolgreichen Amerikanischen Revolution begann, deren Wiederholung in Frankreich, dem damals am weitesten entwickelten Land Europas, durch Lord Shelburnes Agenten und die Sekte der Martinisten verhindert wurde. Dies brachte Napoleon an die Macht, den ersten Faschisten der modernen Geschichte. Und diese faschistische Politik wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter dem Begriff des Synarchismus fortgeführt. Aber 1940 gelang es im Verlauf des Zweiten Weltkrieges, dieses Projekt eines universellen Faschismus (das damals nicht nur von den Machthabern in Italien, Deutschland und Spanien, betrieben wurde, sondern auch in Großbritannien und den USA mächtig Fürsprecher hatte) durch Roosevelts Intervention zu stoppen. Aber schon unter dessen Nachfolger Truman begann die Finanzelite, das diskreditierte Synarchismus-Projekt wieder hoffähig zu machen. Um in die heutige Situation politisch intervenieren zu können, müsse man diese wesentliche Entwicklung verstehen, und das, so betonte LaRouche, sei auch der Grund, warum das von ihm initiierte Pamphlet gegen Leo Strauss und seine geistigen Zöglinge in der Bush-Regierung eine so durchschlagende Wirkung habe.
Um das Steuer in dieser verfahrenen Situation für die Zukunft herumzureißen, müsse die Bevölkerung durch die "LaRouche-Jugendbewegung" transformiert werden. Das könne nur gelingen, wenn die Bevölkerung aus dem Zustand der "Schwarzenegger-Fiktion" befreit werde und jeder als Individuum ein wissenschaftliches Selbstverständnis erlangt, wenn jeder z.B. versteht, wie Kepler die allgemeine Gravitation als universell wirkendes Prinzip entdeckte, d.h. als ein Prinzip, daß kein sinnlich wahrnehmbares Objekt ist. Oder das Verständnis der physikalischen Realität der Komplexen Ebene, oder der Riemannschen Fläche. Überhaupt müsse jeder die Fähigkeit erwerben, solche universellen Prinzipien als Objekte zu erkennen. Das sind nicht Sinnesobjekte, sondern Objekte schöpferischen Denkens. Womit Lyndon LaRouche implizit an das erinnerte, was seine Frau zuvor am Beispiel Herbarts entwickelt hatte.
Im Anschluß an LaRouches Vortrag entwickelte sich eine lange und muntere Diskussion über die verschiedensten Fragen. Warum man zum Beispiel den Mars kolonisieren solle, wo es doch auf der Erde alles gäbe, ob Schachspielen die schöpferischen Fähigkeiten fördere oder nicht, wieso die Welt "die beste aller Welten" sei, was Ironie mit schöpferischem Denken zu tun habe und viele weitere solcher Fragen und Antworten, welche die Sommerakademie so interessant machen, daß man immer wieder hinkommen möchte. Diese Diskussion ging dann am Abend in das bereits erwähnte pädagogische Festival über.
Ortrun Cramer stellte danach vor, wie mit der "Operation Wagner" genau diese wissenschaftliche Kompositionsmethode durch die Romantik gründlich ruiniert wurde. Sie demonstrierte darüber hinaus die Verbindung Wagners und des Wagnerkults mit den Nazis, und indem sie ihren Vortrag mit einer Gegenüberstellung von Heldenfiguren der Wagner-Opern und verschiedenen Rollen Arnold Schwarzeneggers beendete, machte sie jedem im Saal deutlich, daß es sich hier nicht nur um ein Problem aus vergangener Zeit handelt.
Um die Geister nach diesem Schock wieder zu erheben, erklärte Anno Hellenbroich abschließend "Was wir von Mozart lernen können". Er demonstrierte anhand weniger Ausschnitte aus Mozarts Requiem in d-moll (Mozarts "musikalischem Testament"), welcher Ideenreichtum der geniale Komponist in größter Strenge und auf engstem musikalischen Raum entwickelt. Besonders beeindruckend war, wie der Chor und das Orchester des Schiller-Instituts diese Entwicklung durch die praktische Aufführung von "Dies Irae" und dem Anfang des "Lacrimosa" vor dem geistigen Ohr der Zuhörer entstehen ließ. Da man diesen Eindruck verbal nicht vermitteln kann, empfehlen wir dem Leser die MP3-Datei, die von diesen Vorträgen erstellt wurde, unter www.schiller-institut.de/ffm/ im Internet anzuhören.
Doch der Mensch kann nicht nur Objekte wie den Krebs-Nebel sichtbar machen, er sucht auch bewußt nach Anomalien, was Tiere überhaupt nicht können. Durch die Entdeckung solcher Anomalien und das dadurch stimulierte Erkennen universeller physikalischer Prinzipien, steigert die menschliche Gesellschaft immerfort ihre Macht zur Veränderung des Universums. Auch dieser Vortrag steht samt der verwendeten Bilder auf der oben genannten Internetseite zur Verfügung.
Michael Liebig demonstrierte anhand verschiedener Dialoge Platons, wie sich allein Sokrates dieser Selbstzerstörung in den Weg stellte, indem er den Kampf gegen Sophisten wie Gorgias, Protagoras und Thrasymachos aufnahm. Er machte deren Denken öffentlich völlig lächerlich und gewann den Großteil der Jugend für ein moralisches Leben und die Wissenschaft zurück. Doch 399 vor Christus wurde Sokrates als "Verführer der Jugend" durch einen Justizmord ausgeschaltet. Die Akademie von Athen und vor allem der Sokrates-Schüler Platon besiegten danach zwar die sophistische Ideologie, politisch kam das jedoch für Athen zu spät, das sich in den Peloponnesischen Kriegen den eigenen Untergang bereitete. (Siehe auch "Athen und die Römische Republik: Die imperiale Falle" von M. Liebig in Ibykus Heft 83) Für jeden stand die unausgesprochene Frage im Raum: Wie kann das heute verhindert werden? Wie kann das Problem auch politisch rechtzeitig gelöst werden? Damit schloß sich der Kreis zu der "Gefahr eines globalen asymmetrischen Atomkriegs" und der grundlegenden Lagebeurteilung, die Lyndon LaRouche am Tag zuvor gegeben hatte.
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