"Die meisten Menschen leben einfach nur im Heute"
Louis Donath ist in der Evangelischen Kirchengemeinde Biedenkopf aktiv und ist dort stellvertretender Vorsitzender des Partnerschaftskomitees, das Beziehungen zur Karagwe-Diözese in Tansania unterhält. Er war im Mai/Juni in der Partnergemeinde und schildert in einem Gespräch mit Michael Weißbach seine schockierenden Eindrücke.
Sie waren im Mai/Juni diesen Jahres insgesamt drei Wochen
in Tansania. Können Sie unseren Lesern zunächst etwas über den Zweck der Reise sagen?
Louis Donath: Seit dem 15. März 1991 besteht zwischen
dem Dekanat der Evangelischen Kirche in Biedenkopf zum
Kitundu-Distrikt in der Karagwe-Diözese in Tansania eine
Partnerschaftsbeziehung. Ich selber bin seit einiger Zeit
stellvertretender Vorsitzender des Partnerschaftskomitees, und
diese Reise im Mai/Juni war nach dem 29. Mai 1992 der zweite
Besuch in der Partnergemeinde in Tansania. Im Juni 1991 hatte es
einen ersten Besuch von Vertretern der evangelisch-lutherischen
Kirche Tansanias (ELCP) in Deutschland gegeben. Die
Karagwe-Diözese erstreckt sich über den gesamten
Verwaltungsbezirk Karagwe. Dieser liegt im nordwestlichen Winkel
der Vereinigten Republik Tansania zwischen dem ersten und 2,3°
südlich des Äquators und zwischen 30,3 und 31,38° östlicher Länge von Greenwich. Karagwe besteht aus zerklüfteten Hochländern, die zwischen 1200 und 1835 m über dem Meeresspiegel liegen. Der Boden ist fruchtbar.
Was hat Sie motiviert, an dieser Afrika-Arbeit mitzuwirken?
Louis Donath: Afrika hat mir schon immer sehr am Herzen
gelegen, vor allem die Kinder, die es in Afrika besonders schwer
haben. Irgendwann mußte ich mich entscheiden, mehr zu tun, als
nur über Afrika zu lesen oder mit Freunden zu diskutieren. Ich
wollte mich engagieren. Und dann kam es zur Begegnung mit der
Bürgerrechtsbewegung Solidarität und dem Schiller-Institut. Ich lernte die Ideen und die politische Arbeit von Lyndon LaRouche
kennen und erfuhr, wie völlig ungerechte Strukturen des
Welthandels-, Finanz- und Wirtschaftssystems die eigentlichen
Ursachen für das Elend Afrikas sind.
Natürlich ist es schwierig, in Institutionen wie meiner Kirche
alte Verkrustungen aufzureißen. So habe ich mich gleich bereit
erklärt, in diesem Jahr neben dem Dekan Edgar Weigel und seiner
Frau Dorothea und Thomas Philipp aus Bromskirchen an der Reise
nach Tansania teilzunehmen. Eigentlich hätte die Gruppe viel
früher feststehen sollen, aber es ist wegen der Angst und
Verunsicherung vor den hygienischen Verhältnissen und den
politischen Unruhen in der Region nicht einfach, die richtigen
Personen zu finden.
Können Sie uns etwas über die Arbeit und die Lage der
Kirche in Tansania und besonders der Partnergemeinde in Karagwe
sagen?
Louis Donath: Die Partnergemeinde im Kitundu-Distrikt
hat natürlich sehr viele Probleme, bei deren Lösung wir von der kirchlichen Seite her helfen wollen. Wir versuchen, bestimmte
Projekte gezielt zu fördern und gleichzeitig moralische und
menschliche Unterstützung zu geben. Auch in kirchlichen Kreisen
hat sich das Verständnis entwickelt, daß man nicht immer nur
Gelder schicken kann, sondern Projekte der Infrastruktur
gezielt unterstützt werden müssen. So versuchen wir, wenn auch
nur in sehr begrenzter Form, solche Projekte zu fördern. Zum
Beispiel helfen wir, Maismühlen zu bauen. Frauen können dort
ihren Mais mahlen, sie zahlen einen kleinen Beitrag dafür, und
das Produkt verkaufen sie dann auf dem Markt. Das verdiente Geld
ist ein wichtiger Anreiz, der Ehrgeiz entwickelt und andere
Dinge in Bewegung setzt.
Was waren die brennendsten Probleme, die Sie in der
Diözese vorgefunden haben?
Louis Donath: Gleich nach unserer langen Reise, bei der
wir von Frankfurt über Nairobi und Entebbe und dann mit einem
Jeep bis Katembe im Kitundu-Distrikt insgesamt 32 Stunden
unterwegs waren, wurden wir mit der ganzen brutalen Realität der
Region konfrontiert. Wir merkten schon bei dem Fahrer und dem
Evangelisten, die uns abholten, daß sie es sehr eilig hatten,
wieder aus Uganda hinauszukommen. In Uganda herrscht eine
gereizte Stimmung gegenüber Tansania, weil sich in den letzten
Jahren des Krieges an den großen Seen wahre Flüchtlingsdramen
abgespielt haben. Auch nach Tansania strömten viele Menschen aus
Ruanda, die dann teilweise sehr brutal wieder entweder nach
Ruanda oder nach Uganda zurückgetrieben wurden. Von Kitundu oder
Katembe sind es keine 50 km bis Ruanda oder Uganda.
Ein zweites Problem war das der Verständigung. Ich selber hatte
erst vor einigen Monaten mit einem Kurs in Suaheli begonnen, und
mein Englisch ist sehr schlecht. So war ich auf einen
Dolmetscher angewiesen. Gleich am ersten Abend wurde dieses
Problem eklatant, als wir dem Bruder des Bischofs vorgestellt
wurden - und das ist in der sozialen Hierarchie eine nicht
unbedeutende Person. Als er merkte, daß ich kein Englisch
sprach, fuhr er mich unwirsch an: "Was willst du hier?" Nachdem
ich mich gefaßt hatte, sagte ich ihm: "Ich möchte Menschen
verstehen lernen." Dieses Problem der Verständigung hat mich
dann die ganze Reise über begleitet, und ich habe erfahren, daß
der Wille zur Verständigung und das Herz als zentrales Organ die
wichtigsten Voraussetzungen dafür sind. Später konnte ich dem
Bruder des Bischofs dies noch deutlicher vermitteln, und er hat
sich bei mir für seine Art entschuldigt. Ich habe ihm vor allem
gesagt, wie wichtig es ist, daß Menschen in Tansania Deutsch
lernen und wir Suaheli. Denn mein Gedanke war von Anfang: Ich
bitte nicht, daß ich verstanden werde, sondern daß ich andere verstehe.
Was waren die brennendsten sozialen Probleme, die Sie in
Karagwe vorgefunden haben?
Louis Donath: Schon am Abend des ersten Tages wurden
wir mit einer zentralen Frage konfrontiert. Wir waren von der
Reise völlig verschmutzt und wollten uns waschen. Wir wurden
also in einen Raum geführt, der sehr dunkel war. In der Mitte
war ein provisorisches Abflußrohr im Boden. Und dann standen da
zwei kleine Kannen mit Wasser, eine mit warmem, die andere mit
kaltem Wasser. Und es gab einen Becher, mit dem wir uns
"duschen" sollten. Ich wußte sofort, daß alle Dinge, die ich mir vor der Reise über die sanitären und hygienischen Bedingungen ausgemalt hatten, noch viel zu harmlos waren. Wasser ist
Mangelware in Karagwe und das, obwohl eigentlich sehr viel
Wasser vorhanden ist. Denn 3 bis 5 Meter unter der Erde befindet
sich überall viel Wasser.
Am nächsten Tag wollten wir natürlich wissen, woher die Menschen
ihr Wasser bekommen. Wir ließen uns also von den Einwohnern des
Dorfes Katembe zur Quelle führen. Was wir dann sahen, hat uns
doch einigermaßen erschreckt und sehr nachdenklich gemacht. Wir
sahen einen Tümpel, mit ein paar Steinen ummauert. Da hinein
sickerte das Wasser, das von dem Berg herunterkam. Wir rochen
sofort die Fäulnis des Wassers, in dem auch Frösche lebten. Die
Menschen kamen nun von überall her mit Flaschen und Gefäßen, um
den Bedarf ihrer Familien zu decken. Dieses Wasser wird dann
abgekocht, mit Kaffee oder Tee vermischt und dann getrunken. Wir
hatten aus Deutschland unsere Mikropur-Tabletten dabei, aber
für die Menschen dort unten gibt es das nicht.
Gleichzeitig wurden wir von Anfang an mit der Allgegenwart des
Todes konfrontiert. Schon auf dem Weg zur Quelle kamen wir an
Hütten vorbei, wo Frauen weinten. An einer anderen Stelle wurde
gerade ein Grab ausgehoben. Unsere Anwesenheit im Dorf hatte
sich herumgesprochen. Und so wurden wir auch angesprochen,
Familien zu besuchen, um ihnen unser Beileid auszusprechen.
Was sind die Hauptursachen der Todesfälle und was haben Sie
über die Lebenserwartung der Menschen in der Region erfahren?
Louis Donath: Die meisten Menschen leben einfach nur im
Heute. Sie denken nicht in Zeiträumen von Wochen oder Monaten.
Sie müssen den heutigen und nächsten Tag überleben. Denn immer
wieder kommt der Tod. Die Bedeutung des Wassers und der Tod, das
waren die vorherrschenden Erfahrungen gleich der ersten Tage. Da
kommen einem die Dinge, mit denen wir uns in Deutschland so
tagtäglich beschäftigen, schon ziemlich lächerlich vor. Es wurde
mir klar, wie verlogen und unfähig zum Mitleid wir geworden
sind, wenn wir die Lage Afrikas nicht wahrhaben wollen und uns
einreden, Afrika sei weit weg.
In unserer Zeitung haben wir viel über die AIDS-Epidemie in
Afrika berichtet. Wie sieht die Lage in Tansania aus?
Louis Donath: Ja, AIDS ist natürlich ein großes
Problem in Tansania, und ich schätze auch in anderen Ländern
Afrikas und der übrigen Dritten Welt. Allein in der Gemeinde
Katembe bekamen wir Zahlen zu hören, die erschreckend sind. Die
Gemeinde hat seit einem Jahr einen kirchlichen
AIDS-Beauftragten. Dieser besucht mit drei Frauen die Familien
und versucht aufzuklären. In der Region Katembe gibt es allein
über 6000 AIDS-Waisenkinder. Das sind Kinder, denen mindestens
ein Elternteil durch AIDS hinweggerafft worden ist. Diese
Kinder werden nur durch die Großfamilien aufgefangen. Ein
soziales Netz oder soziale Einrichtungen gibt es nicht. Da ist
es leicht für uns zu sagen, die haben zu viele Kinder in Afrika.
Ja, es gibt Familien mit 10, 18 und 19 Kindern. Auch ein
Mitglied des Partnerschaftskomitees hat sechs Kinder. Das
jüngste ist ein Junge und heißt "Genug". Aber die Großfamilien leisten die soziale Absicherung, und die Jungen und Männer sind die Ernährer und haben deshalb einen besonderen Status.
Wir haben auch das regionale Nyakahanga-Krankenhaus besucht, in
dem wir das volle Ausmaß der AIDS- und Gesundheits-Katastrophe
miterlebt haben. Vorher schon hatte ich viel Schmerz erfahren
angesichts der menschenunwürdigen Lage. Aber während unseres
Besuches im Krankenhaus hat es mich geradezu zerrissen. Wir
sahen Menschen auf Intensivstationen und auf keineswegs
überfüllten Krankenstationen, denn die meisten Menschen haben
gar kein Geld dafür. 60 Prozent der Fälle waren Malariakranke,
der Rest litt an Tbc, wovon mindestens die Hälfte auch
AIDS-infiziert sind. Hinzu kommen noch einfache
Infektionskrankheiten wie Lungenentzündungen oder leichtere
Krankheiten. Viele Kinder und Erwachsene haben offene Wunden,
die nicht heilen, weil die Antibiotika fehlen. Das haben wir
auch überall in den Gemeinden gesehen - Kinder, die mit
offenen Wunden herumlaufen.
Weil der Tod so nahe ist, kann man besonders im Krankenhaus die
tiefe Angst mit Händen greifen. Die Familien der Erkrankten
leben oft mit im Krankenhaus. Die Familienmitglieder schlafen
dann unter dem Bett ihres Angehörigen. Das schafft natürlich ein
immenses hygienisches Problem.
Ihnen wurde die Zahl von 6000 AIDS-Waisen mitgeteilt. Wie
groß ist die Gesamtbevölkerung, auf die sich diese Zahl
bezieht? Und das Krankenhaus, ist es das einzige der Region? Wie
viele Krankenhausbetten kommen auf eine bestimmte Zahl der
Bevölkerung?
Louis Donath: Wir haben uns von Anfang an bemüht,
Zahlen zu bekommen. Aber mit Zahlen können die Menschen da unten
nichts anfangen. Mir wurde klar, daß das ein typisch
europäischer Zug ist, alles in Zahlen erfassen zu wollen. Die
Bilder der Situation sprechen eine überdeutliche Sprache. Die
Zahlen, die wir bekamen, sind sowieso am untersten Rand
angesiedelt. Die Karagwe-Diözese hat ungefähr 240000
Einwohner; 1988 waren es noch 350000. Es sind sieben
Distrikte, einer davon ist der Kitundu-Distrikt mit 22
Gemeinden. Und wenn dann die Hälfte der Bevölkerung neben all
den anderen Krankheiten mit AIDS infiziert ist, dann ist das
schon sehr, sehr erschreckend. Die Einrichtungen im Krankenhaus,
einschließlich der Zisterne, aus der Wasser gepumpt werden
kann, sind überwiegend von außen, von Dänemark und Schweden
finanziert und gebaut worden. In Nyakahanga, das ist so ein
größeres Dorf, gibt es übrigens auch Strom. Dieser Strom wird
aus einem Wasserkraftwerk in Uganda zu bestimmten Zeiten
geliefert. Wenn der Strom nicht mehr kommt, wird mit Aggregaten
versucht, Strom zu erzeugen. Für das Dorf macht diese Energie
einen großen Unterschied. Das Krankenhaus könnte ohne diesen
Strom gar nicht arbeiten.
Im Krankenhaus wollte ich Bilder machen, so daß die Menschen in
Deutschland die Realität sehen sollten und nicht wegschauen,
aber ich verzichtete dann doch darauf. Das hat auch etwas mit
Menschenwürde zu tun. Mit einer Ausnahme: Ich habe ein kleines
Baby in einem Brutkasten photographiert. Es ist allerdings nicht
auszuschließen, daß das Kind bereits tot war, als wir das
Krankenhaus verlassen hatten.
Wie werden die Menschen mit dieser Situation fertig, ohne
grundlegende Infrastruktur, ohne hygienische und sanitäre
Einrichtungen?
Louis Donath: Den Menschen bleibt im Moment nichts
anderes übrig, als dies hinzunehmen. Denn Hoffnung, daß sich
ihre Lage in großem Stile verändern wird, können sie nicht
haben. Wir haben übrigens überall Menschen mit verschmutzten
Lumpen gesehen und uns darüber gewundert. Ich habe mich immer
gefragt, warum gerade die Kinder das nicht einfach abwerfen.
Aber nachts wird es empfindlich kühl, so daß die Menschen auf
jedes Kleidungsstück zur Erwärmung angewiesen sind. Darum sind
auch Erkältungskrankheiten sehr häufig. Und es kommt eine
einseitige Ernährung hinzu. Man sieht immer wieder Kinder mit
den typisch dicken Bäuchen, was auf einen eklatanten
Eiweißmangel in der Ernährung zurückzuführen ist.
Aber ich habe auch etwas anderes gesehen: eine unwahrscheinliche
Lebensfreude trotz aller Probleme, und vor allem in den Augen
der Kinder ein leuchtendes Licht. Diese leuchtenden Augen der
Kinder haben mir immer wieder sehr viel Freude gegeben und mich
aus dem tiefen Schmerz herausgeholt. Das Herz wird dadurch
berührt. Hier in Afrika wie bereits zuvor in Sinai 1998 habe ich
gelernt, mit dem Herzen neu zu sehen.
Sie haben auch einige Erfahrungen mit einem speziellem
Problem in den Familien und in den Beziehungen zwischen Mann
und Frau gemacht?
Louis Donath: Ja, ein angehender Pfarrer, ein junger
Mann, der auch im Partnerschaftskomitee arbeitet, hat letztes
Jahr seine Frau durch Malaria verloren. Er blieb zurück mit zwei
Söhnen und einer Tochter und ist nun absolut hilflos. Das ist
sicherlich kein Einzelfall. Wenn die Frauen wegsterben, sind die
Männer hilflos, weil alles im Haushalt von den Frauen gemacht
wird. Wenn der Mann auch nur beim Tischdecken helfen würde,
verlöre er sein Gesicht. Übrigens wird in den Familien getrennt
gegessen, zuerst essen die Männer, dann die Frauen. Wir haben
über diese Probleme gesprochen und oft in den Gemeinden nach
dem Gottesdienst zusammen mit den Frauen gegessen.
Sie haben auch finanzielle Hilfe für die Partnergemeinde
mitgebracht. Wo kam das Geld her und wofür wird es verwendet?
Louis Donath: Insgesamt hatten wir 4320 DM mitgebracht.
Die eine Hälfte war der Erlös aus einem Benefizkonzert, den vor
Ostern Chor und Orchester des Schiller-Instituts mit der
Aufführung der Johannes-Passion in Biedenkopf eingespielt
hatten. Auch nach dem Konzert sind von Menschen mit gutem
Willen, die bei dem Konzert nicht dabei sein konnten, noch
weitere Spendengelder geflossen. Der andere Teil kam von
Mitgliedern des Gesangsvereins in Dautphe und Spenden der
Kirchengemeinden im Dekanat. Zwei Tage vor unserer Abreise aus
Afrika gab es eine ausführliche Sitzung des
Partnerschaftskomitees in Katembe. Hier habe ich das Geld
übergeben, und wir haben den ganzen Nachmittag lange über die
Lage gesprochen, welche Probleme vorrangig sind und welche
Projekte Schwerpunkte sein werden. Das Geld wird sehr gezielt
für die AIDS-Kinder und für die kleinen Apotheken ausgegeben,
die eng mit dem Krankenhaus zusammenarbeiten. Ein Teil des
Geldes wird auch für die Aufklärungsarbeit der Gemeinde
verwendet.
Ich hatte auch Gelegenheit, ein paar Worte an unsere
tansanischen Partner zu richten. Ich habe sie aufgefordert,
hoffnungsfroh zu sein, und ihnen versichert, daß wir mit unseren
Freunden in Europa und der ganzen Welt alles tun werden, um die
Lage für Afrika grundlegend zu verändern. Und ich habe ihnen
gesagt, daß mein Herz in Afrika bleiben wird bei den Menschen,
vor allem aber bei den Kindern, und auch bei den Tieren, die so
eng mit Afrika verbunden sind.
Welches Fazit können Sie von Ihrer Reise nach Tansania
ziehen?
Louis Donath: Das ist das Interessante. Ich komme
zurück aus Afrika, bin noch ganz erfüllt von den Augen und den
leid- und schmerzvollen Erfahrungen, die ich gemacht habe, und
am Wochenende findet in Köln der G-7 Gipfel statt. Da am Rande
für die Erlaßjahr-Kampagne organisiert wurde, bin ich auch
hingefahren, denn wer Afrika helfen will, muß sich für
grundlegende Veränderungen der Wirtschafts- und
Handelsstrukturen im Rahmen einer neuen, gerechten
Weltwirtschaftsordnung einsetzen. Es kann ja nicht nur darum
gehen, daß Milliarden Gelder unbezahlbarer Schulden aus den
Statistiken gestrichen werden. Wir müssen weitermachen, daß der
Weg für politische Veränderungen bereitet wird. Und diese
Veränderungen müssen von Menschen kommen, die mit dem Herzen
sehen können.
Zum Schluß noch ein Wort an die deutschen Politiker, vor allem
an diejenigen, die Verantwortung zu tragen vorgeben. Ich kann
nur jedem Politiker empfehlen, einmal einige Zeit mit den
Menschen in Afrika zu verbringen, nicht auf Empfängen und im
Rahmen von vorgegebenen Gesprächen mit etablierten Politikern
und Parteien. Bei den Menschen und Kindern in Katembe und
Kajanga mit all ihrem Leid im Überlebenskampf können sie
vielleicht die verlorene Menschlichkeit hinter der Blende der
Verlogenheit und Heuchelei wiederfinden.
Louis Donath, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
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