Oktober 2004: |
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Offiziell gingen während Bushs Regierungszeit netto 821 000 Stellen verloren. Die von Senator Kerry genannte Zahl von 1,6 Mio. verschwundenen Jobs bezieht sich auf Arbeitsplätze in der privaten Wirtschaft. Natürlich sind diese amtlichen Zahlen mit statistischen Tricks geschönt, in Wirklichkeit gingen viel mehr Arbeitsplätze verloren. Nach Angaben des Entlassungshilfeunternehmens Challenger, Grey & Christmas kündigten die großen US-Unternehmen allein im September den Abbau von 108.000 Stellen an, 45% mehr als im August.
Eine zusätzliche Belastung für die US-Wirtschaft ist der Staatshaushalt. Fast alle Etats sind im Kongreß blockiert, weil ständig über allen das bedrohliche riesige Haushaltsdefizit schwebt. Als der Kongreß am 8. Oktober seine Legislaturperiode beendete, waren nur 13 Etatgesetze, darunter der Verteidigungshaushalt, verabschiedet. Die anderen sind zwar meist vom Abgeordnetenhaus schon beschlossen, sie sind aber nicht vom Senat bestätigt bzw. liegen im Vermittlungsausschuß fest. Lebenswichtige Behörden müssen mit vorläufigen Haushalten arbeiten. Nicht verabschiedet sind z.B. die Haushalte für Energie, Wasserentwicklung, Verkehr, Landwirtschaft, Arbeit und Bildung.
Doch zumindest das US-Bankenwesen ist "gut in Form" - allerdings nur, wenn man Fed-Chef Alan Greenspan glaubt. In einer Rede vor der amerikanischen Bankiersvereinigung ABA sagte er am 5. Oktober: "Nach allem Ermessen ist das Bankenwesen in den USA stark, lebendig und profitabel ... Unter den Umständen ist der gegenwärtige gesunde Zustand des Bankenwesens ein dramatisches Zeugnis sowohl für das gute Management der Bankiers als auch die Fähigkeit von Aufsichtsbehörden und Gesetzgeber, sich - wenn auch langsam - an Veränderungen anzupassen." Vor allem der vermehrte Einsatz von Derivaten habe das Bankenwesen stärker gemacht.
Die innere und äußere Verschuldung der US-Wirtschaft widerlegt Greenspans Erklärungen. Am 4. Oktober warnte John Kerrys Berater Joseph Stiglitz vor dem immer höheren öffentlichen Schuldenberg: "Ökonomen sind sich einig, daß das nicht so weitergehen kann. Wir können uns leihen und immer mehr leihen, aber am Ende wird ein Tag der Abrechnung kommen. Vielleicht wird ein charismatischer Politiker wie Ross Perot das Thema aufgreifen, oder es kann eine Finanzkrise geben." Der Chef der Federal Reserve von Dallas, Robert McTeer, verwies am 8. Oktober auf das gewaltige Zahlungsbilanzdefizit der USA von jetzt über 600 Mrd. $ jährlich. Bisher hätten ausländische Anleger die Lücke finanziert, aber "theoretisch wird dieser Prozeß eines Tages zum Ende kommen, die Ströme werden sich gegen uns wenden, und es wird eine Krise geben, die zu rasch steigenden Zinsen und einem rasch fallenden Dollar führen wird".
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