August 2006:

Klare Worte aus dem Vatikan

Demonstration gegen die israelischen Angriffe auf den Libanon
Was die allermeisten Regierungen - noch - nicht zu sagten wagten, sagte der Vatikan, ohne falsche Rücksichtnahme auf Washington, Jerusalem und London. Elisabeth Hellenbroich berichtet über die Interventionen des Vatikan.

Der Papst stellte sich demonstrativ hinter das Völkerrecht für den Libanon. Im Bild eine Kundgebung des FLF (Freiheitlicher Libanesischer Freundeskreis) mit Beteiligung der BüSo.

Zu einem Zeitpunkt, an dem die meisten Regierungen nicht mehr als gewundene Erklärungen zum Krieg im Lebanon abgaben und die Regierung Bush/Cheney sowie die britische Regierung offen einen sofortigen Waffenstillstand ablehnten, bezog der Vatikan eine klare Position.

Unmittelbar nach Beginn der israelischen Bombenkrieges gegen den Libanon gab Vatikan-Staatssekretär Kardinal Sodano Radio Vatikan ein Interview, worin er erklärte, der Vatikan verurteile jede Gewalt im Nahen Osten - "sowohl terroristische Attacken der einen wie auch militärische Racheakte der anderen". Das Verteidigungsrecht eines Staates befreie nicht von der Achtung internationaler Rechtsnormen, "besonders mit Blick auf die Zivilibevölkerung... Der Heilige Stuhl verurteilt insbesondere die Angriffe auf den Libanon, eine freie und souveräne Nation, und er versichert der Bevölkerung, die so viel für die Verteidigung ihrer Unabhängigkeit gelitten hat, daß er ihr nahesteht. Es ist wieder offenkundig, daß der einzige Weg, der unserer Zivilisation würdig ist, der des aufrichtigen Dialogs zwischen den beteiligten Parteien ist."

Mit einer ebenso eindeutigen Erklärung wandte sich eine Woche später Papst Benedikt XVI. an seinem Urlaubsort Les Combes im Aosta-Tal an die Weltöffentlichkeit: "Ich erneuere dringend meinen Appell an alle Beteiligten, umgehend die Waffen niederzulegen und die Lieferung von Hilfsgütern zu ermöglichen. Mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft müssen Wege für einen Verhandlungsbeginn gesucht werden. Dabei betone ich noch einmal das Recht der Libanesen auf Integrität und Souveränität ihres Landes, das Recht der Israelis, in Frieden in ihrem Staat zu leben und das Recht der Palästinenser auf eine freie und souveräne Heimat."

Er fühle vor allem mit der wehrlosen Zivilbevölkerung, sagte der Papst, die zu Unrecht von einem Konflikt getroffen werde, in dem sie lediglich Opfer seien - mit denen "in Galiläa, die zum Leben in Flüchtlingsunterkünften gezwungen sind, wie mit den vielen Libanesen, die ein weiteres Mal die Zerstörung ihres Landes erleben, alles verlassen haben und anderswo Unterschlupf suchen müssen. Ich bete darum, daß der Wunsch der großen Mehrheit der Bevölkerung nach Frieden so bald wie möglich verwirklicht wird."


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