Juni 2004:
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Cassini und Huyghens besuchen Saturn, Phoebe und Titan

Raumforschung: Die "heiße Phase" der Cassini-Huyghens-Mission zur Erforschung des Saturns und seines Ring- und Mondsystems hat begonnen.

Das Kontrollzentrum der ESOC in Darmstadt
Das Europäische Weltraum- operationszentrum der ESA (ESOC) in Darmstadt ist ein Beispiel erfolgreicher zwischenstaatlicher Zusammenarbeit. Von hier aus werden die Funktionen der eurpäischen Raumsonden, aber auch Weltraumeinrichtungen anderer Staaten betreut.

Nach einer fast siebenjährigen Anreise nähert sich die Mission des NASA-Forschungssatelliten Cassini und seines "Passagiers", der ESA-Sonde Huyghens, ihrem Höhepunkt: Der eingehenden Untersuchung des Planeten Saturn, seiner großartigen Ringe und seines "Mini-Planetensystems" von 31 Monden. In den letzten Wochen haben die Wissenschaftler Bilder ins Internet gestellt, die Cassini während seiner Annäherung an das Saturn-System aufgenommen hat. Schon aus einer Entfernung von etlichen Millionen Meilen konnten sie Stürme in der Atmosphäre des Saturn beobachten, die zu klein sind, um von der Erde aus gesehen zu werden, sogar für das Hubble-Teleskop.

Auf seinem Weg zu den Saturnringen und seiner geplanten Umlaufbahn um den Planeten wird Cassini am 11. Juni den äußersten Mond des Saturns, Phoebe, passieren. Schon Anfang der 80er Jahre hatte sich der Satellit Voyager 2 bis auf 2,25 Mio. km Entfernung Phoebe genähert und Bilder zur Erde gesandt; allerdings war Phoebe nur klein und unscharf zu sehen. Heute sind die Instrumente besser. Cassini wird Phoebe im Abstand von nur 2 000 km passieren und den Saturnmond mit spektrographischen und Radarinstrumenten untersuchen.

Phoebe ist annähernd rund und hat einen Durchmesser von ca. 220 km, was etwa einem Fünfzehntel des Durchmessers des Erdmondes entspricht. Seine elliptische Bahn ist außergewöhnlich, denn sie ist gegenüber dem Saturnäquator um etwa 30° geneigt und bewegt sich auf seiner Umlaufbahn sozusagen in "verkehrter" Richtung zu den meisten anderen Monden des Ringplaneten und der übrigen Objekte des Sonnensystems.

Seit seiner Entdeckung vor über 100 Jahren hat Phoebe deshalb immer große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Wissenschaftler glauben, daß Phoebe nicht als Mond des Saturn entstanden ist, sondern ein Objekt ist, das aus dem äußeren Teil des Sonnensystems stammt und vom Saturn "eingefangen" wurde. Cassinis Messungen bei seinem dichten Vorbeiflug könnten Licht auf Phoebes wahren Ursprung werfen.

Dann wird Cassini geschickt zwischen dem F- und dem G-Ring des Saturns hindurchmanövrieren müssen, um eine Kollision mit größeren Partikeln der Ringe zu vermeiden. Dabei wird seine Hochleistungsantenne auf den Planeten ausgerichtet sein. Der Satellit ist mit zwölf wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet, mit denen die Ringe, die Atmosphäre, das Magnetfeld, die chemischen Vorgänge und andere Eigenschaften des Planeten und seiner Monde untersucht werden sollen. Die von der ESA gebaute Sonde Huyghens wird durch die dichte Atmosphäre auf den Saturnmond Titan absinken und ihre Beobachtungsdaten per Funk an Cassini senden.

Am 30. Juni wird Cassini 96 Minuten lang seinen Hauptantrieb aktivieren, um seine Geschwindigkeit soweit abzubremsen, daß er auf eine Umlaufbahn um den Saturn einschwenkt. Am 1. Juli, ungefähr um 4.30 morgens (MESZ), wird er diese Umlaufbahn erreicht haben. Zu Weihnachten wird Cassini die rund 450 kg schwere Sonde Huyghens absetzen, die mit sechs Forschungsinstrumenten bestückt ist. Am 14. Januar 2005 wird Huyghens, so hofft man, zweieinhalb Stunden lang Daten, wenn die Sonde in die Titan-Atmosphäre eindringt, aufnehmen und übermitteln.

In den kommenden vier Jahren wird Cassini bei seinen 76 Umläufen um den Saturn insgesamt 52 Begegnungen mit sieben der 31 Saturnmonde haben. An dem 3-Mrd.$-Projekt sind 260 Wissenschaftler in den USA und 17 weiteren Nationen beteiligt.


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