Amelia Boynton Robinson gehört, mittlerweile über 90jährig, bereits der Bürgerrechtlergeneration vor Dr. Martin Luther King an, den sie in den 60er Jahren nach Kräften unterstützte.
Anfang der 30er Jahre war sie in Selma (Alabama) mit ihrem Mann Bill Boynton im Rahmen staatlicher Programme als Lehrerin für Land- und Hauswirtschaft tätig. Sie erhielt ihre Ausbildung an der Tuskegee-Universität in Alabama, die damals noch "Tuskegee-Institut" hieß und 1881 von Dr. Booker T. Washington, einem ehemaligen Sklaven, als Universität für schwarze Studenten gegründet worden war. Amelia Boynton Robinson gehörte später zum Lehrkörper dieser Universität.
Bei ihrer Arbeit war sie tagtäglich mit der Unterdrückung der Schwarzen im Süden konfrontiert, die auch in den 30er Jahren und noch bis Anfang der 60er Jahre kaum Rechte besaßen, Grausamkeiten von weißen Rassisten ausgesetzt waren von diesen wie Sklaven meist straflos schikaniert und getötet werden konnten. Sie konnte gar nicht anders, als schon damals den Kampf um die Bürgerrechte der Afroamerikaner aufzunehmen. Die Strategie der Bürgerrechtler bestand darin, über die Erkämpfung des Wahlrechts für die Schwarzen, das damals nur auf dem Papier existierte, ihre rechtliche und politische Gleichstellung und schließlich die Aufhebung von Unterdrückung und Rassentrennung zu erkämpfen.
1954 wurde z.B. per Gesetz die Rassentrennung in Schulen und Universitäten abgeschafft, aber praktisch umgesetzt wurde dies in den Südstaaten erst zehn Jahre später durch die gewaltlose Widerstandsbewegung unter Führung Dr. Martin Luther Kings. (Die ersten Schwarzen, die in Alabama eine weiße Universität besuchten, konnten dies nur unter Polizeischutz tun.) Amelia Boynton Robinson gehörte zu Kings engerem Mitarbeiterkreis. 1964 kandidierte sie als erste Schwarze und als erste Frau überhaupt in Alabama auf der Liste der Demokraten für die amerikanischen Kongreßwahlen.
Im Rahmen der gewaltlosen Bürgerrechtsdemonstrationen im amerikanischen Süden Mitte der 60er Jahre, die von der Polizei gewaltsam niedergeschlagen wurden und vielen Schwarzen, aber auch etlichen Weißen, die sich solidarisierten, das Leben kosteten, fanden zwei Märsche von Selma nach Montgomery statt. Die erste Demonstration am 7. März 1965 wurde von Polizeitruppen auf Anweisung des rassistischen Gouverneurs von Alabama, George Wallace, mit Gewalt aufgehalten. Beim Angriff der Polizei mit Flinten, Tränengas und Knüppeln wurde Frau Boynton Robinson bewußtlos geschlagen und fast getötet. Ihr Glück war, daß man sie für tot hielt und deshalb von ihr abließ. Der Vorfall ging damals durch die Presse. Allgemein fand der gewaltlose Widerstand der Afroamerikaner zu dieser Zeit international große Beachtung und Unterstützung. Der Marsch nach Montgomery wurde dann am 21. März unter Dr. Kings Führung wiederholt, und dieses Mal verlief er gewaltlos und erfolgreich. Präsident Johnson hatte sich eingeschaltet und Bundespolizei sowie Polizeitruppen von Alabama, die seinem Befehl unterstellt worden waren, zum Schutz der Demonstranten geschickt.
Amelia Boynton Robinson trat dem amerikanischen Schiller-Institut in dessen Gründungsjahr 1984 bei und ist seitdem Vorstandsmitglied und Ehrenvorsitzende des Instituts, das von Helga Zepp-LaRouche geleitet wird.
Als in Deutschland die Mauer fiel, war Amelia Boynton Robinson trotz ihres hohen Alters zur Stelle, um diesen Sieg der Bürgerrechtler zu feiern. Auf vielen Veranstaltungen, u.a. in Weimar, Ostberlin, auch in Polen, Tschechien und der Slowakei, rief Amelia dazu auf, den Kampf um die "unveräußerlichen Menschenrechte" im Sinne Friedrich Schillers auf der ganzen Welt zu führen.
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