August 2002:
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Das Programm der BüSo zur Bundestagswahl 2002
Stellungnahme von Hartmut Cramer, stellvertretender BüSo-Bundesvorsitzender
und Kandidat auf Platz 1 der BüSo-Landesliste Hessen:

Transrapid-Strecken sollten im großen Maßstab gebaut werden

Millionen produktive Arbeitsplätze durch die eurasische Landbrücke


Die Wahrheit über die derzeitige Wirtschaftslage in Deutschland ist genauso einfach wie brutal: Das ganze globale Finanz- und Wirtschaftssystem ist bankrott - und das hoffnungslos. Die allzu lange als "schöpferische Tricks" der Buchhalter schöngeredeten Bilanzfälschereien fliegen reihenweise auf; selbst eine Ausweitung der Haushaltssperren auf alle deutschen Städte und Kommunen kann die Pleite nicht aufhalten. Unaufhörlich rückt der Tag näher, an dem selbst ein zugeknöpfter monetaristischer "Rechenkünstler" wie Hans Eichel resigniert feststellen muß: nichts geht mehr. Zumindest nicht in diesem System.

Erst wenn wir bereit sind, dies ebenso bankrotte wie korrupte System aufzugeben, und stattdessen weltweit ein neues leistungsfähiges Finanzsystem errichten, in dem über den Mechanismus der "produktiven Kreditschöpfung" die Realwirtschaft angekurbelt wird, gibt es Licht am Ende des Tunnels. Erst dann können wir uns wieder auf den Weg zur Vollbeschäftigung machen und uns "aus der Krise herausproduzieren". Denn die Programme für eine Überwindung der Krise liegen schon lange auf dem Tisch: LaRouches "neues Bretton Woods" und eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung; vor allem deren Kernstück, die eurasische Landbrücke, die wirtschaftliche, technologische und kulturelle Integration ganz Eurasiens. Benutzen wir einen "pädagogischen Trick", den die BüSo in den letzten Jahren immer wieder mit Erfolg angewandt hat: Nehmen wir diese Überwindung der Krise vorweg und benutzen unseren gesunden Menschenverstand, der uns sagt, daß wir heute nur die Prinzipien befolgen müssen, mit denen Deutschland und große Teile Westeuropas nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurden.

Die Entwicklungskorridore der Landbrücke

Schon sehr einfache Überlegungen zu den konkreten Auswirkungen, die der Bau der eurasischen Landbrücke auf die Auftragsbücher unserer Industrie, und damit auf die Schaffung produktiver Arbeitsplätze hat, machen deutlich, welche immensen Chancen die Realisierung dieses großen Infrastrukturprojektes bieten. Denn es geht dabei um die Erschließung und langfristige Entwicklung Eurasiens - d.h. eines riesigen Kultur- und Wirtschaftsraumes mit 4,5 Mrd. Einwohnern - mithilfe von Entwicklungskorridoren, die nicht nur gut ausgebaute Verkehrswege beinhalten, sondern Infrastruktureinrichtungen aller Art. Dabei reicht die Spanne von modernsten Einrichtungen zur Energieerzeugung (vor allem Kernkraftwerke, wie z.B. den inhärent sicheren HTR) über leistungsfähige Stromnetze, Öl- und Erdgaspipelines sowie Einrichtungen zur Wasserversorgung bis hin zur Telekommunikation.

Welche Möglichkeiten für die Schaffung von produktiven Arbeitsplätzen sich heute alleine durch den Bau eines eurasischen Transrapidnetzes bieten, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Anfang der 80er Jahre, als der Wahnsinn von "new economy" und Finanzspekulation die Köpfe noch nicht vernebelt hatte, erstellte die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DVFLR) ein Konzept für ein 5300 km langes europäisches Transrapidnetz, das die Verbindung von 26 Großstädten und Regionen in acht Ländern vorsah, in dessen Einzugsbereich etwa 230 Mio. Menschen lebten. Nach der "Wende" griff 1991 das Berliner Institut für Bahntechnik (IFB) diese Idee auf und errechnete, daß nur der Bau einer 450 km langen Transrapidstrecke von Hamburg über Berlin nach Dresden rund 250.000 Arbeitsplätze in verschiedenen Wirtschaftszweigen schaffen würde. Ausgegangen war das IFB bei seiner Kalkulation von einer Bauzeit von fünf Jahren und der damaligen ostdeutschen Produktivität.

1991, knapp zwei Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, der eigentlich der unmittelbare Startschuß für ein gesamtdeutsches - wenn nicht sogar ganz Europa umfassendes - Transrapidnetz hätte sein müssen, untersuchte das Berliner Institut für Bahntechnik (IFB) den Arbeitskräftebedarf für den Bau einer 450 km langen Transrapid-Strecke Hamburg-Berlin-Dresden, wobei eine Produktivität auf dem damaligen Niveau der ostdeutschen Wirtschaft vorausgesetzt wurde. Alleine durch den Bau dieser Strecke wären in Deutschland 250.000 produktive, sichere, hochqualifizierte, und damit gutbezahlte Arbeitsplätze in verschiedenen Wirtschaftsbereichen geschaffen worden. (Bei einer Produktivität von Westeuropa wären es immerhin noch rund 160.000).

Deutsches Transrapidnetz schafft 1 Mio. Arbeitsplätze

Überträgt man diese IFB-Kalkulation auf den Kern des "produktiven Dreickes", d.h. ein gesamtdeutsches Transrapidnetz von ca. 3000 km Umfang, das Hamburg, Berlin, Dresden, München, Stuttgart, Frankfurt, Köln/Ruhrgebiet (und Hamburg) "kreisförmig" miteinander verbindet und zwei zusätzliche Direktverbindungen in Ost-West und Nord-Süd-Richtung (Dresden-Köln, Hamburg-München) enthält, entstünden bei diesem Infrastrukturgroßprojekt unter Verwendung der modernsten Verkehrstechnologie zu Lande hier bei uns ca. 1 Mio. produktive Arbeitsplätze. Den gerade unter den Vertretern der deutschen politischen Klasse zahlreich vorhandenen Skeptikern, und vor allem den Eisenbahnfanatikern, die den Bau ICE-Strecke Frankfurt-Köln als "technologischen Durchbruch" feiern, sei gesagt, daß China jetzt tatsächlich über solche Dimensionen beim Bau von Magnetbahnstrecken nachdenkt.
In spätestens einem Jahr wird China endgültig darüber entscheiden, welche Technologie - die herkömmliche Rad/Schiene-Technik oder gleich die moderne Magnetbahn - auf den geplanten neuen Verbindungen Peking-Shanghai (1250 km) und Peking-Hongkong (2000 km) zum Einsatz kommen soll, wobei explizit erwähnt wurde, daß die Erfahrungen aus dem Bau und Betrieb der Transrapidstrecke Shanghai-Pudong dabei eine große Rolle spielen werden! Übrigens geht es bei dieser "Referenzstrecke" von 35 km um weit mehr als nur einen "Köder" für Anschlußaufträge in China bzw. später in ganz Eurasien; sie ist vielmehr wie das in den 50er Jahren von Deutschland konzipierte und gebaute Oxygen-Stahlwerk im indischen Rourkela - damals eines der modernsten Stahlwerke der Welt - ein echtes Gemeinschaftswerk, das unter Mitwirkung einer großen Zahl von chinesischen Fachkräften errichtet wurde und nach einer Rekordbauzeit von nur zwei Jahren bis Jahresende fertig sein wird. Es dient also als "Modell" dafür, wie in der neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung ein wirklicher Technologietransfer von Nord nach Süd vonstatten geht.


Schaffung von Arbeitsplätzen durch den Bau
der Transrapidstrecke Hamburg-Berlin-Dresden (450 km)


Wirtschaftsbereich

Maschinenbau, Automobil, Stahlbau
Bau
Elektrotechnik
Leichtindustrie
Dienstleistungen
Verkehr, Nachrichtenwesen
Baustoffe
Metallverarbeitung
Chemie
andere

gesamt

Arbeitsplätze

53.000
53.000
39.000
19.000
18.000
18.000
17.000
10.000
6.000
17.000

250.000

Quelle: IFB, EIR


Nimmt man diese IFB-Rechnung als Maßstab, diesmal in Hinsicht auf ein 60.000 km langes eurasisches Transrapidnetz, so könnten damit bei Streckung der Bauzeit von fünf auf zehn Jahre rund 16 Mio. produktive Arbeitsplätze geschaffen werden. Selbst wenn wir die durchschnittliche Arbeitsproduktivität von Westeuropa zugrundelegen, werden damit rund 10 Mio. Arbeitsplätze geschaffen. Natürlich würden dann die Bautätigkeiten sowie die Versorgung mit Stahl und Baustoffen in der Hauptsache von Arbeitskräften und neugeschaffenen Unternehmen vor Ort bereitgestellt werden. Immerhin verfügen Länder wie Rußland und die Ukraine, besonders aber die bevölkerungsreichen Länder wie Indien und China über ein reiches Reservoir an gut ausgebildeten Fachkräften.

Da aber die Funktion der erwähnten Entwicklungskorridore nicht nur darin besteht, den Transport von Gütern zu ermöglichen, sondern daß sie vor allem als eine Art Verteilernetz für neue Technologien wirken, ergeben sich mit der ELB bisher ungeahnte Möglichkeiten bzgl. der Schaffung von Arbeitsplätzen hier bei uns. Denn die auf den Export existentiell angewiesene westeuropäische Wirtschaft, vor allem der Maschinenbau, muß den Löwenanteil an neuen Technologien und hochwertigen Kapitalgütern entwickeln, produzieren und liefern, so daß beim Bau und Betrieb der ELB zugleich Millionen neuer Arbeitsplätze in Westeuropa - und damit auch in Deutschland, dem "Herzen der europäischen Wirtschaft" - entstehen. Fazit: Alleine um das gesamteurasische Magnetbahnnetz - und damit nur einen Teilbereich der eurasischen Landbrücke - zu realisieren, müßten die hiesigen Produktionskapazitäten drastisch ausgeweitet werden.

Wachsender Stahlbedarf weltweit

Ein weiteres Beispiel ist die Stahlproduktion, die im Zuge der eurasischen Landbrücke drastisch ausgeweitet werden muß, wie die nebenstehende Tabelle zeigt.


Spezifischer Stahlverbrauch

Pipeline (400 mm Durchmesser)
Eisenbahnschiene (eingleisig)
Eisenbahnwagen
Elektrizitätsleitung (380 kV)
Fabrikhalle
Bürohaus
Wohnhaus
60 Tonnen/km
120 Tonnen/km
20 Tonnen/Stück
53 Tonnen/km
454 kg m2
168 kg m2
66 kg m2


Die Tabelle listet eine Anzahl von Bauprojekten auf und gibt den jeweiligen spezifischen Stahlverbrauch an, wobei hier auch der Stahlverbrauch für die Eisenbahn angegeben wurde, denn trotz Magnetbahn wird auf den eurasischen Nebenstrecken noch für einige Zeit die herkömmliche Rad/Schiene-Technik angewandt werden müssen.

Doch betrachten wir beim Thema Stahl einen anderen Bereich, in dem besonders im asiatischen Teil Eurasiens z.Zt. ein riesiger Bedarf besteht: Wohnungsbau. Wenn wir unseren jetzigen Standard (35 m2 Wohnfläche pro Kopf der deutschen Bevölkerung) auf Asien mit seinen 4 Mrd. Einwohnern übertragen - genau das bedeutet der Begriff neue gerechte Weltwirtschaftsordnung physisch-konkret - , erhalten wir einen Wohnflächenbedarf von 140 Mrd. m2, für dessen Befriedigung nach unserem Wohnstandard ca. 10 Mrd. Tonnen Stahl notwendig wären - die gesamte Weltstahlproduktion von 13 Jahren! Da zahlreiche Sorten von Qualitätsstahl momentan nur von einigen westeuropäischen Unternehmen produziert werden können, hätte das klare Konsequenzen für den vielzitierten "Industriestandort Deutschland" und dessen arg gebeutelten ersten Arbeitsmarkt.

Renaissance von Kernenergie (und Kohle) durch den HTR

Ähnliche Überlegungen gelten in Bezug auf Energie und Wasser. Der langersehnte "Frieden durch Entwicklung" läßt sich z.B. im Nahen Osten, der als "Brücke" nach Afrika einen gnaz entscheidenden Teil der ELB darstellt, nur dann dauerhaft sichern, wenn mithilfe von modernsten Meerwasserentsalzungsanlagen für alle Völker der Region ausreichend Frischwasser produziert wird. Ohne den Einsatz effizienter Energieproduzenten, wie z.B. dem HTR, ist das nicht zu machen; zumindest nicht zu annehmbaren Preisen, ein weiterer physisch-konkreter Ausdruck der neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung. Der unverzichtbare Einsatz des HTR für die effiziente Umwandlung von Meerwasser in Frischwasser in Nahost und Afrika - ein Komplex von sechs kleinen HTR-Modulen könnte genug Trinkwasser und zugleich Strom erzeugen, um eine Stadt mit einer Million Einwohnern zu versorgen - ist alleine schon ein hinreichender Grund dafür, diese inhärent sichere Nukleartechnik wiederzubeleben.

Zweifellos wird der Hochtemperaturreaktor (HTR) in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Role bei der weltweiten Stromerzeugung spielen. Sollten Deutschland und andere Industriestaaten sich einer solchen Technik bzw. Politik verweigern, wird voraussichtlich China, das die in Deutschland vor rund 20 Jahren - aus rein ideologischen Gründen - aufgegebene Technologie erworben hat und inzwischen sogar erfolgreich eigene Testreaktoren betreibt, zum Schlüsselland bei der HTR-Produktion. Abgesehen von der erwiesenen Eigenschaft des HTR, selbst bei vorsätzlichem Bemühen prinzipiell keinen GAU, d.h. ein Schmelzen des Reaktorkerns zuzulassen, verspricht er eine technologische Revolution bei der Erzeugung und Verteilung von Wärmeenergie, wie sie in der Industrie oder in privaten Haushalten benötigt wird.

Für den Bau und dauerhaften Betrieb der ELB werden einige zehntausend HTR-Module benötigt. (Der Versuch, die für die ELB erforderlichen riesigen Energiemengen durch mittelalterliche "Techologien" mit verschwindend geringer Energiedichte wie Windmühlen und Sonnenkollektoren zu beschaffen, ist noch nicht einmal ein Witz; er wäre eine Katastrophe. 4,5 Mrd. Menschen können mit diesen völlig ineffizienten Energieerzeugungsmethoden nicht überleben - von der Sicherung einer menschenwürdigen Existenz für jeden Einzelnen von ihnen ganz zu schweigen!) Noch in den 80er Jahren gab es Pläne für eine Massenproduktion kleiner HTR-Module von je etwa 200 MW auf Schiffswerften entlang der deutschen Nordseeküste. Mit Schleppern hätten diese Module als "schwimmmende Kernkraftwerke" zum Zielort transportiert werden können, um dann vor der Küste oder an den Ufern großer Flüsse des betreffenden Landes permanent verankert und in Betrieb genommen zu werden. Die Realisierung dieses fortschrittlichen Konzepts bringt nicht nur volle Auftragsbücher (und entsprechend viele neue hochqualifizierte Arbeitsplätze) im deutschen Kernkraftsektor und Anlagenbau, sondern auch den Aufschwung für die darniederliegende deutsche Werftindustrie.

Der HTR kann aber weit mehr, als "nur" auf saubere, sichere und ausgesprochen umweltfreundliche Art Strom und Wärmeenergie für Privathaushalte und Industrieunternehmen zu erzeugen. Seine eigentliche Domäne ist die effiziente Kohleveredlung, da er, bzw. die von ihm erzeugte Prozeßwärme, sich sehr gut für die nukleare Kohlevergasung eignet. Anstatt Kohle einfach zu verbrennen - denn dafür ist dieser wichtige Rohstoff "viel zu schade" - , kann man mithilfe des HTR effizient und kostengünstig aus Kohle wertvolle Konsumgüter herstellen, wobei die Spannbreite von simplen Plastikschüsseln bis zu lebensrettenden Medikamenten reicht.

Am wichtigsten für die Realisierung der Eurasischen Landbrücke - und die Schaffung von Millionen produktiver Arbeitsplätze hier bei uns - ist aber ein Wirtschaftszweig, um den Deutschland von der ganzen Welt beneidet wird: der Maschinenbau. Er und die ihn tragenden technologisch-orientierten mittelständischen Unternehmen, die in vielen Branchen wahre "Weltmeister" sind, werden bei der Realisierung der ELB einen Aufschwung erleben, der sich in Zahlen gar nicht ausdrücken läßt; wohl aber qualitativ, und das sehr präzise: Sie sind für die realwirtschaftliche Entwicklung ganz Eurasiens schlicht und einfach unverzichtbar.


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