November 2002:
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Kandidatenvorstellung von Lutz Schauerhammer

Lutz Schauerhammer Lutz Schauerhammer – Direktkandidat im Westen Wiesbadens (WK 30) und auf Platz 4 der hessischen Landesliste

Als langjähriges Mitglied ist Lutz Schauerhammer (53 Jahre) in der Kulturarbeit der angeschlossenen internationalen Bürgerbewegung, dem Schiller-Institut, ehrenamtlich tätig. Als einer der Hauptakteure der dortigen Rezitationsgruppe Dichterpflänzchen hat er zahlreiche Auftritte im Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus.

Als einen ersten konkreten Wahlkampfauftritt besuchten Lutz Schauerhammer und Ortrun Cramer als Wiesbadener Direktkandidaten einen Seniorenclub am 6. November auf dessen Einladung. Nachdem sich zunächst der aufgestaute Ärger der Senioren über ihre schlechte Lage und über "die Parteien" entladen hatte, gelang es Schauerhammer und seiner Ersatzkandidatin Ortrun Cramer, das Mißtrauen der Teilnehmer zu überwinden und das Programm der BüSo vorzustellen, das dann doch auf großes Interesse stieß.

Es folgt seine Stellungnahme zur Kandidatur:

Mir ist schon lange bewußt, daß die Vorschläge der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) als einzige wirklich einen Ausweg aus der Wirtschaftskrise weisen, aber nie war mir so deutlich, wie dringlich diese Programme gebraucht werden. Denn es ist offensichtlich, daß die politischen Vertreter der etablierten Parteien (jeglicher Couleur) keine Antwort auf die drängendsten Fragen unserer Zeit wissen. Das ist der Grund, warum ich mich als Kandidat aufstellen ließ.

In Jena 1949 geboren, nach der Flucht meiner Eltern 1952 im "Westen" aufgewachsen (mein Vater war Betriebsingenieur bei Schott & Gen. in Mainz), eine Ausbildung als Bautechniker und später als Fachkaufmann für Datenverarbeitung, meine Eheschließung 1975, eine langjährige Tätigkeit als Projektleiter in der EDV und die mittlerweile 20jährige Wiesbadener Bürgerschaft bilden meinen privaten und beruflichen Hintergrund.

Als ich das Abitur machte, landeten die ersten Menschen auf dem Mond - ich erinnere mich gerne an die Nächte, in denen wir in der Familie vor dem Fernseher dieses Ereignis verfolgten. Millionenfache Begeisterung für die Entwicklungsfähigkeit im technischen wie kulturellen Bereich kennzeichneten das Bewußtsein. Wirtschaftswachstum mit Steigerungsraten weit über den zum Erhalt des Lebensstandard notwendigen 3%, der ständige Ausbau der Sozialen Netze, vielfältige Arbeitsplatzangebote und Tarifabschlüsse mit 6-7% Steigerung waren normal. Junge Menschen hatten Perspektiven; an den Universitäten wurden Ingenieure ausgebildet, die Ihr Wissen im In- und Ausland beruflich umsetzen konnten.

Wie anders ist die Grundhaltung der Menschen heute. Viele, zu viele sind pessimistisch, unzufrieden, demoralisiert und orientierungslos. Warum ist das so? Weil man über 40 Jahre hinweg - oft in gutem Glauben - falschen Propheten folgte, die von Deregulierung, Wertewandel, Liberalisierung und vor allem von Nullwachstum sprachen. Die heute offensichtliche Krise in Wirtschaft, im Finanzsystem, in Kultur und Bildung ist das traurige Resultat.

Täglich werden uns in jammervollen Berichten der Massenmedien die Probleme in den Kopf gehämmert. "Staatsverschuldung", "verminderte Sozialleistungen", "Rentenunsicherheit" und vor allem "Massenarbeitslosigkeit"; aber das kennen Sie ja.

Die selben Massenmedien weigern sich aber seit Jahrzehnten, über Alternativen zu berichten, alternative Lösungen, wie die BüSo sie vorgelegt hat. Diese Lösungen sind keine Utopien, es sind reale Programme für Wirtschaftsaufschwung, Bildungs- und Kulturreform, die in anderen Ländern bereits diskutiert und aufgegriffen werden und die sich bereits in ähnlichen, früheren Krisenzeiten - auch in Deutschland - bewährt haben.

Natürlich ärgere ich mich über den Mangel an Fähigkeiten und Moral unserer "Volksvertreter". Aber ich will mich nicht in den privaten Schmollwinkel (Fernseher oder Stammtisch) zurückziehen und den Dingen Ihren Lauf lassen. Ich will den Lauf der Dinge verbessernd mitgestalten.

Wie man die positiven Seiten in den Menschen anspricht, erlebe ich seit vielen Jahren bei der Poesiearbeit des Schiller-Instituts. Mit dem Freundeskreis, der sich "Dichterpflänzchen" nennt, trete ich unter anderem in Seniorenheimen auf, um klassische Gedichte von Schiller, Goethe, Lessing und anderen zu rezitieren. Zu Beginn der Veranstaltung sitzen da oft nur (durch die Lebenssituation und auch Krankheit) verhärmte, unglückliche alte Mitmenschen. Nach einer Viertelstunde aber sind aus ihnen wache, frohe, und zur Rührung fähige "Seelen" geworden. Die Gedichte wirken in positiven Sinne auf die Menschen ein. Gedichte sind nur Beispiele für die Schönheit der nach klassischen Kompositionsprinzipien geschaffenen Werke: Dramen, Symphonien, Opern. Deshalb setze ich mich um so lieber für die Forderung der BüSo nach Reformen in Erziehungswesen und Kultur auf Grundlage des Humboldtschen Bildungsideals ein.

Innerhalb der letzten 30 Jahre erlebte ich in meiner beruflichen Tätigkeit direkt, was es bedeutet, wenn Unternehmensführungen von klassischen Produktionsprinzipien zu monetaristischen Prinzipien übergehen. In den 70er Jahren wurden die Ingenieure von "Kaufleuten" vertrieben (so kommentierte mein Vater die Veränderungen bei seinem Arbeitgeber), in den 90ern ersetzten "Manager" dann die Kaufleute. So führten mehrere Schritte der Umstrukturierung produktiver Wirtschaftseinheiten in bilanzorientierte Dienstleistungsunternehmen der heutigen Generation dazu, daß in Führungsetagen grundlegende Kenntnisse über Produktionsabläufe verloren gingen und diese durch Controlling- und Spekulationsaktivitäten ersetzt wurden. Investitionen gingen und gehen in den Aktienmarkt, und nicht als Reinvestition in die Unternehmen. Der Wandel zur nachindustriellen Gesellschaft und später zur Kommunikationsgesellschaft entzog den produzierenden Branchen (Stahlindustrie, Schiffbau, Maschinenbau, Energieerzeuger, usw.) die Lebensgrundlagen. Diese Schieflage muß korrigiert werden.

Ich denke, wir müssen zu Wirtschaftswachstum zurückkommen. Die Wiederbelebung der Wirtschaft kann über eine spezielle Kreditvergabe ermöglicht werden, ähnlich der, die nach dem Zweiten Weltkrieg über die Kreditanstalt für Wiederaufbau stattfand, als günstige Gelder nur in produktive Bereiche flossen, was schon bald danach zur Prosperität in den betreffenden Regionen führte. Die Rückzahlung der Kredite erfolgte über öffentliche Mittel - ohne Einschränkungen für die Bevölkerung -, weil die Steuereinnahmen wuchsen! Dieser bewährte Mechanismus funktioniert auch heute!

Es ist kein Zauberwerk, Nullwachstum in Wirtschaftswachstum zu verwandeln. Die Mittel zur Umkehr und zur Sicherung der Zukunft liegen in den Programmen der BüSo vor. Die Landtagswahlen in Hessen sind eine gute Gelegenheit, die Zukunft zum Besseren zu gestalten.


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